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Ulrich Troyer

»Songs For William 2«

4 Bit

Zwei Jahre nach Teil 1 auf Deep Medi kommt der Nachfolger der Dub-De- und Rekonstruktionen des Südtiroler/Wiener Klangexperimentalisten. Erschienen ist »William 2« auf seinem eigenen Label. Was so nicht nur konsequent, sondern auch besser war, schließlich hat Troyer damit alle Produktionsschritte in der Hand. Natürlich gibt es viele Gemeinsamkeiten zum Vorgänger: das Koordinatennetz heißt »elektronifizierter« Dub, das Effektgerät William tritt in seine nächste Episode und wieder ist ein charmantes, von Troyer gezeichnetes 32-Seiten-Comicbuch dabei. Troyer, sonst auch in der Installationsmusik unterwegs, lässt für die »William«-Trilogie seinem Faible für Reggae, Dub und Dancehall freien Lauf und beschwingt und locker kommt das Ganze daher. Forschungsleitend für den komplexen Unterbau sind noch am ehesten die Visionen eines King Tubby, immer wieder gegengefedert von einer ordentlichen Portion House und Experimentellem à la Rhythm & Sound. Zuhörkino und die Abstraktion von Dance-Patterns haben sich noch weiter ineinander verzahnt, Tracks wie »Shake Your Knobs« oder »Summer Reverb« erweisen sich als veritable Hits in der Ambient-Disco und das 12-Minuten-Stück »Landscapes« affirmiert Geräterauschen wie sonst nur Pole. Troyers Blick auf Dub ist nun nicht einfach eine Aktualisierung sondern einer vom Heute auf das Damals mit einer Perspektive in das Morgen. Diese mit ironischen Brechungen entlang raumzeitlicher Echokammern aufgeladenen Transfers stellen die großen Momente dieser Platte dar. Keine algorithmisierte Nostalgie einer so nie existenten Zeit, sondern ein geschichtsbewusstes Aufeinanderprallen von Soundgeschwindigkeiten. Gleichzeitig spricht aus »William 2« eine größere Ernsthaftigkeit als sie auf Deep Medi Platz hätte. Und so viel sei verraten: Stompbox William und seine Analog-Freunde spielen in Singapur und Novi Sad und das Leben nach Charlottes Rückkehr gestaltet sich turbulent.

Home / Rezensionen

Text
Heinrich Deisl

Veröffentlichung
17.02.2014

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