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A. J. Holmes & The Hackney Empire

»Soft Power«

Singing Dune Records

Eddie Argos anyone? Der Sänger der Spaß-Indieband Art Brut? Einst eineinhalb CDs lang der heißeste Hipster-Scheiß, dann eine Spur zu angesagt, um noch irgendeinen Hipster ein stylisches Bartkratzen abzuringen. Und dann, zu allem Ûberfluss, kamen den ohnehin stets nach demselben Strickmuster gefertigten Songs auch noch jegliche Melodiösität abhanden. Argos »sang« ja seine Songs nur zu, sagen wir, 13 Prozent, der Rest war launig-lässiges Geplapper, eine Art abgehalfterter White-Trash- Rap, den man auf dem 2009er Album »Art Brut vs. Satan« in seiner desaströsesten Fassung nach- hören kann.
Natürlich waren der eigentliche Witz an der Sache immer die pointierten Texte, die Selbstpersiflage, die blasierte Attitüde, all diese fröhliche Popironie, die man irgendwo zwischen den Modern Lovers, Ian Dury, den Sparks oder Vampire Weekend verorten darf. Aber auch der Witz erlahmte schließlich zu Zeilen wie »How am I supposed to sleep at night, when no one likes the music I like«.
Warum ich so lange über Eddie Argos schwadroniere? Weil A. J. Holmes mit seiner Band The Hackney Empire in genau diesem Fahrwasser weitermacht, allerdings mit einem wesentlich stärkeren Einschlag in Richtung Vampire Weekend bzw. mit einem »pan african guitar style«, wie das in zeitgenössischer Schubladenromantik genannt wird. Der fröhliche Upbeat, die figurativen Arrangements, die flockige Begleitstimme (einer Vokalistin namens Sabine), das perkussiv-funkige Afropopflair, all das ist höchst unterhaltsam und belebend, mit seinem Deklamationsgesang tümpelt er aber ähnlich wie Argos dahin, und auch mit dem »english lyric wit«, dem bitteren, sardonischen Humor, der letztlich sogar bis auf Jonathan Richman, Morrissey oder auf einige Fundstücke der Talking Heads verweisen würde, ist es nicht ganz so weit her. Holmes’ Humor ist nicht ganz so subtil bzw. hinterfotzig wie seine großen Vorgänger. Das verrät schon die magere Persiflage im Titel des Openers, »The revolution will not be twitterized«. Aber vielleicht wird das noch, spätestens wenn er mit diesem Album (wider Erwarten) keinen neuerlichen Erfolg einfährt. Dann nämlich könnte sich der Frust schnell in bitteren Sarkasmus ergießen. Was erfahrungsgemäß der Musik den Drive nehmen, dem Witz aber die Schärfe geben würde. Na mal sehen.

 

Home / Rezensionen

Text
Curt Cuisine

Veröffentlichung
04.07.2015

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