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Skot – Visuelle Störgeräusche

In den heimischen MultiMedia-Tüftler-Laboren werden digitales Sampling und Internet nicht nur dazu benutzt, Töne herauszufiltern. Die »Video-Band« Skot arbeitet mit »musikalischen« Mitteln am Bild. Drangsalierte Softwareprogramme, Sequenz-Loopings, Rendering. Multi-dimensionales VJing, virtuelle Schnittstellen. Das Publikum wird überhäuft mit audio-visuellen Informationen, destilliert aus dem täglichen Media-Junk, aufgelöst in Bytes und Pixels.

In den letzten Jahren sind durch in Echtzeit interagierende Medien neue Ästhetiken entstanden, die sich mittlerweile auch an Bildsprachen orientieren, die in den 20er und 30er Jahren verwendet wurden. Der Bombast der flauen 3D-Animationen ist überwunden. Reduktion auf das Wesentliche. Skot arbeitet an virtuellen Knotenpunkten von Bild und Ton und liefert zu digitalen Environments die Soundscapes gleich mit.

Skot besteht aus Tina Frank und Matthias Gmachl. Tina ist eine der Hauptverantwortlichen für die Cover-Gestaltungen der Mego-Releases, Matthias spielt zudem bei Farmers Manual. Eines der ersten Videos wurde für die von !K7 produzierte Serie »x-mix« für Coldcut gedreht. Die Ergebnisse waren für beide aber zu flach, man verlegte sich ab 1997 darauf, mit einigen zum erweiterten Mego-Kreis gehörenden Musikern zusammenzuarbeiten. Ihre Installationen waren auf dem Mego-Loveboat zur ’97-er Ars Electronica zu sehen, sie traten beim Sónar-Festival auf und präsentierten in der »cinemasoniclounge« in Wien experimentelles »web-scratching«.

Skot bietet als »Band« den Vorteil, dass man sie auch spielen sehen kann. Matthias:
»Die Tonspur ist mindestens so wichtig wie die Bildspur. Das Interessante ist, dass alles in Echtzeit passiert und man die Resultate sofort zu sehen bekommt
Tina ergänzt: »Live spielen ist wie live Musik machen. Manchmal interagieren Bild und Ton direkt, manchmal sind sie völlig von einander getrennt. Wir verwenden das Internet als Trägermedium und können mit anderen Leuten überall auf der Welt gleichzeitig kommunizieren. Über Monitor-Streaming werden die bearbeiteten, gemischten Informationen an uns übertragen und anschließend live manipuliert

Pitas »iii« ist die monochrome Dekonstruktion eines Testbildes, das Farmers-Manual-Video bietet eine abstrakte Collage aus digitalen Animationseffekten abseits jeglicher formaler Zuschreibungen. Die an die Musik gekoppelten Signale generieren flackernde, grob gerasterte und pulsierende Variationen. Fuckheads »Burnoutbrain« kommt in verfremdeter Slow-Motion einer Konzertaufzeichnung daher. Im Gegensatz dazu ist General Magics »Tyrell«-Video im Super-8-Format gedreht. Auf Timing geschnittene Aufnahmen eines Spielzeugauto-Rennens wecken verblasste Jugenderinnerungen.

Synästhesien aus live manipulierten Bild- und Klangquellen produzieren einen »information overload«, bei dem man gut damit beschäftigt sein kann, nicht mit Skot beschäftigt zu sein. Der MTV/VIVA-Schmäh schlägt sich höchstens in der Schnittgeschwindigkeit nieder.
Tina: »Wir versuchen natürlich schon zu verstören. Weshalb das Farmers-Video auf MTV auch nicht zur Prime-time gesendet wurde. Aber ich glaube, das ist sowieso nicht das richtige Medium
Auch wenn sich in letzter Zeit einiges zum Positiven gewendet hat, bleiben Videoeinsätze à la Skot auf Filmfestivals beschränkt. (Die diesjährige »Diagonale« zeigte bei »Austrian Abstracts« zwei Arbeiten).

In Kürze: »Vs. Hecker« (Mego). Sämtliches erwähntes Material aus der Kompilation »The Videos. 1996-1998« (Mego).

www.skot.at

Home / Musik / Artikel

Text
Heinrich Deisl

Veröffentlichung
30.09.1999

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