Foto: Royal Diving Academy, Grafik: Kathi Arnecke
Foto: Royal Diving Academy, Grafik: Kathi Arnecke

Salon skug auf Rädern: Royal Diving Academy, Wirrbel, skug Talk & DJ-Line, Schreibwerkstatt

Am Samstag, dem 1. Juli 2023 (erster Ferientag – geil!) gibt es ab 16:00 Uhr einen Salon an einem ungewöhnlich malerischen Ort – Merkurweg 15, 1140 Wien – Musik, die eigentlich schon ein bisschen zu gut ist, ein gemeinsames Nachdenken über feministische Sozialdemokratie und eine Lockerungsübung.

Ach, unser Salon skug auf Rädern, bitte nennt ihn nicht den »Regenmacher«, denn wir haben uns kräftig Sonnenschein verdient, wenn wir zur Gartenparty mit Blick über Westwien einladen. Die Musik, die Menschen die Begegnungen machen den Salon so salonartig und es sind alle persönlich (!) eingeladen, ganz egal, ob all ihre Wertgegenstände in ein geräumiges Gackerlsackerl passen oder ob sie Hedgefonds händeln, denn es geht ja im skug Talk um Sozialdemokratie. Ein Thema also, das bisher eher Pensionist*inneninteresse war, das aber durch überraschende Entwicklungen wieder ein bisschen cool wurde und damit Salon-tauglich. Zugleich geht es um Feminismus und deshalb sollen bitte alle Gender aufkreuzen, wie es ihnen passt. Das Ganze ist im Kern ein Sounderlebnis und wir freuen uns, wenn im milden Abendwind, vor der Kulisse der Vororthügel, gleich zwei – für Salon-skug-Verhältnisse – Großkapellen aufgeigen. Kann man mit dem eigenen Gewissen also kaum vereinbaren, diese Show zu verpassen.

Ein besonderer Ort zum Schreiben

Ein eigentümlich Häusele steht da im Merkurweg 15 im malerischen Wien Penzing. Zwischen all dem geräumigen Investor*innenglück der Villengegend duckt es sich ein wenig. Unter seinem Giebel steht in roten Buchstaben das Wort »Freundschaft«. Nur wenige Spaziergänger*innen werden diesen Zuruf auf der Straße wahrnehmen, viel zu viel Buschwerk hindert den Blick. Im Gebäude jener Charme des »real existierenden« und doch weitgehend Traum gebliebenen Sozialismus. Abwaschbares Linoleum und Wandtäfelung aus Weichholz, die brav die Kratzspuren vom Putz fernhalten. In Räumen wie diesen ist es immer ein wenig schwer, sich so richtig wohlzufühlen, weil das Gemeingut aller eben nur jenes nach beschränkter Möglichkeit ist. Eine viel zu schmale Treppe führt ins Obergeschoss, dort befindet sich das ehemalige Büro der Johanna Dohnal (aka »Die Dohnal«).

Alles liegt unter Staub, wie sollte es anders sein? Hier saß sie also, die Dohnal, und kämpfte für die Frauen Österreichs, Europas und der Welt. Wohlwissend, der Sozialismus ist Kopfsache, braucht Fantasie und Kampfesmut und er wird nichts werden ohne die Kraft des Feminismus. Meine Herren, ihr könnt nicht der Hälfte der Menschheit sagen, was sie zu tun und zu lassen hat. Ihr müsst allen Raum geben und sie mitgestalten lassen. Dinge wie diese hielt Johanna Dohnal mit ihrer Schreibmaschine fest. Weil der Salon skug auf Rädern neben Musik, Party und Diskussion auch gerne eigentümliche Performance ist, gibt es am 1. Juli die Möglichkeit, sich für zehn Minuten mit der Schreibmaschine in Dohnals Büro zurückzuziehen und zu schreiben, was einer oder einem gerade in den Sinn kommt. So lockert sich das Schreib- und Denkvermögen und herzeigen muss den Text nachher niemand. Was hier erlebt werden kann, ist eine Lockerungsübung, wie sie die Schreibwerkstatt von skug »untergründlich divers« in den nächsten Monaten anbieten wird. Denn skug ist Mitmachsache, wer schreiben will, bitte an unser junges Team von Autor*innen wenden und erste Hüpfschritte in den Journalismus tun. Mehr dazu bald auf dieser Seite.

Das Büro Dohnal am Merkurweg 15 in Penzing © Frank Jödicke

Lass uns talken

Der skug Talk will vernetzen und zusammenhalten und denkt dabei gerne auch großkoalitionär, also an Bündnisse aus Sozialist*innen, Kommunist*innen und anderen Menschen, die guten Willens sind. Niederschwellig und mit Publikumsbeteiligung fragen wir uns im Garten Dohnals sitzend, wie es um die »Feministische Sozialdemokratie« steht. Dohnal war die erste Frauenministerin in Österreich und steht damit an der Spitze einer beeindruckenden Liste an Frauenminister*innen. Um einige der prominentesten in Erinnerung zu rufen: Herbert Haupt (FPÖ), Werner Faymann, Josef Ostermayer und Alois Stöger von der SPÖ, aber auch von der ÖVP ein gewisser Sebastian Kurz. Ein ganz starkes Zeichen, die illustren Herren im Frauenministerium. »Gedöns« nannte Frauen- und Familienpolitik ein weiterer starker Sozialdemokrat und Fixstern der patriarchalen Dividende Gerd Schröder (ex-SPD, heute KGB). Er bringt damit die Stellung der Frauenpolitik in weiten Teilen der Sozialdemokratie sehr gut auf den Punkt.

Aber was nützt der Zorn über Machos? Es geht vielmehr darum, sich nicht auseinanderdividieren zu lassen, Historisch lag der repressive Druck gegen jede Emanzipation, sei es die der Jüd*innen, der Frauen oder der Non-Whites immer im Argument: »Ihr wollt euch bloß erbeuten, was wir schon haben.« Nein, die Welt soll eine andere werden, eine bessere, das ist der Sinn des Feminismus. Überall herumgesprochen hat sich das leider nicht. Auf dem SPÖ-Parteitag Linz gab es sie wieder, die Quotendiskussion. »Brauchts einen Reizverschluss?« Hier nochmals kurz die Infos zum Aufs-Klo-Nageln: Wenn es keinen intellektuellen oder sonstigen Befähigungsunterschied zwischen Gendern gibt (Gibt es nicht, Beleg: Wissenschaft), dann müssten alle Posten zirka 50:50 besetzt sein, da es aber einen teils himmelschreienden Überhang mit männlichen Postenbesetzungen gibt, wird Team Sausage offenkundig bevorzugt und deshalb braucht es eben eine Quote. Gegenargumente bitte mit »reaktionär« abstempeln und in der entsprechenden Ablage aufbewahren. Aber Vorsicht, jede*r darf alles sagen. Der Salon skug cancelt keine Debattenbeiträge aus dem Jahr 1967, können wir gerne alles nochmals gemeinsam durchkauen. Dass dies teilweise tatsächlich nötig ist, sagt viel über den gemischten Erfolg des Feminismus. Auf kaum eine gesellschaftliche Errungenschaft kann in Österreich so eingedroschen werden wie auf die Frauenemanzipation und nicht immer ist die Sozialdemokratie da außen vor. Na, das wird sich ja jetzt bessern …

And of course the music

skug darf auf der Penzinger Rasenbühne die Royal Diving Academy begrüßen. Früher hießen sie mal glee, aber das war ungooglebar. Mit neuem Namen erinnern sie ans – sicherlich allen Leser*innen bekannte – königliche Tauchprogramm. Zumindest an die Zeit. Also fast. Royal Diving Academy haben letztes Jahr auf Post Office Records aus Graz ihr Debüt veröffentlicht. Inzwischen ist die Band zu einer kleinen Kapelle gewachsen. Der Sound wirkt weiter wie fünf Baldriantropfen zum Kirschkernkissen – ein Tripsitter für Tage, die sich anfühlen wie Wochen, genau das Richtige für die Hundstagestimmung am 1. Juli! Als Tiefseetaucherin mit dabei: Almuth.

Dann auch Wirrbel: Drei Frauen schenken sich fünf Achterl ein, auf die Ehre und so. Noch bevor sie sich zuprosten, haben sie ein neues Instrument gelernt. Harfe zum Beispiel. Oder Trompete. Ganz bestimmt aber Kontrabass. Nach dem zweiten Schluck singen die Wienerin, die Waldviertlerin und die Weitgereiste dann sogar dazu. Das ist sehr gut, weil die drei einen Schmäh haben, aber den nervigen Sarkasmus weglassen, der sonst bei den Gfrasta mitschwingt, die von sich behaupten, ein bisschen Wienerlied zu machen.

Das alles und noch mehr am Samstag, dem 1. Juli 2023 am Merkurweg 15, 1140 Wien. Eintritt frei, Spende nehmen wir gern und freuen uns auf euch!

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