Die Salzburger Doom-Berserker haben drei Jahre nach dem vielbeachteten »Jumping Once Too Often Into The Ocean That Had Always Been Our Inspiration« (Mju.org Rec.) ein neues Album mit wieder einem fast schon barock anmutend langen Namen veröffentlicht. Jahre, in denen sich der Metal-Sektor selbst ordentlich durchgebeutelt hat, Black Metal bei der Electronica-Fraktion zum »the new cool« und mit Sludge die Lücken zum Ambient aufgearbeitet wurden.
OSDOU (Mucho, Thom, Barth, Mani) haben mit »Stories« dem Metal praktisch komplett abgeschworen, harte Gitarren, pumpender Bass, martialischer Gesang und supertighte Drums künden von jener organischen »soul music«, von der OSDOU durchdrungen sind. Nenn‘ es schamanistisch, nenn‘ es spirituell: OSDOU sind ein in Musik gefasster Antagonismus zwischen dem ?blen in der Welt da draußen und dem Vertrauen darauf, dass es besser werden kann. Für Zeiten, in denen Kriege per Live-Schaltung durchs heimische Patschenkino flimmern und Sektierer mit Börsenmaklern feiern, exorzieren OSDOU genau nicht blutgeifernde Karikaturen, sondern erspielen sich einen Freiraum, der sich wieder auf das Innere besinnt. Meditation sozusagen.
Diese sechs langen, wie zähflüssiges Miasma dahinsiedenden Nummern (mit einigem Hit-Potential wie bei »Angel Ranger« inklusive Geige von Saila Pusa) docken bei Psychedelic an, ihnen sind Bands wie Pentangle, Pearls Before Swine, Psychic TV, Organum oder Soundexperimente zwischen Pink Floyd und Led Zeppelin (»Collecting Tears Of The Phoenix«) weit näher als aktuelles Metal-Gedöhns. So war es nur konsequent, dass sie als österreichischer Opener für Wolves In A Throne Room vor einiger Zeit in der Wiener Arena spielten. Einmal mehr setzen sich die Salzburger zwischen alle Stühle, weil die leisen, zynischen Zwischentöne vom Gebolze des Metal-Markts überdröhnt werden. Schließlich hat man es bei OSDOU mit weit mehr als einer herkömmlichen Band zu tun, bei der Musikmachen zwar das Wichtigste ist, die Platte als solche aber nur einen komprimierten Ausschnitt aus einer bestimmten Lebenseinstellung wiedergibt. Es geht um Musik, auch, aber vor allem um Themen.
Wie die Split-Single mit Blutharsch da dazupaßt? Es war ein Experiment, angelegt, um zu polarisieren. Was es auch über weite Strecken tat. Sieht man von der problematischen ideologischen Haltung – und besonders des Fan-Klüngels – mal ab, haben sich auch Der Blutharsch psychedelischen Avancen angenommen. Eine interessante Wendung, obwohl ich dieser fast schon Krautrock-Nummer so gar nichts Neuartiges abgewinnen kann.
»Modern Pagan Folk Music«, so ließe sich OSDOU, schön schubladisiert, einordnen. Das hier ist »Grassroots«-Folk, der zwar stolz auf die eigene Scholle ist, dem weit verbreiteten, unreflektierten »Blut-und-Boden«-Gewäsch von Anfang an eine konsequente Abfuhr erteilt. Genauso wie irgendwelchen anderen Unterwerfungsmechanismen wie Staat und Kirche. OSDOU sind hart, aber nicht brutal. Soundmantras für ein besseres Morgen nach der Apokalypse, die sowohl in Richtung existentieller Malstrom wie gleißendes Licht driften.