Rolltreppe © Johann Redl
Rolltreppe © Johann Redl

O-Sounds mit Rolltreppe

In Kooperation mit Radio Orange 94.0 und Res.Radio veröffentlicht skug eine Nachlese mit Ausschnitten aus der Radiosendung O-Sounds. Die aktuelle Folge mit der Band Rolltreppe entstand am 21. März 2022.

Rolltreppe existieren seit 2019 und haben im Jahr darauf ihr erstes Tape unter Eigenregie veröffentlicht. Auf textlicher Ebene geht es dabei um Schnelligkeit, Technologie, Baustellen, Konsum- und Kapitalismuskritik. Musikalische Orientierungspunkte sind Hardcore und Post-Punk und nachdem uns die Band schon im Herbst 2021 beim Salon skug eingeheizt hat, war es nun auch an der Zeit, Rolltreppe übers Radio zu hören. Das Video dazu entstand im März 2022 bei der O-Sounds Live-Session, die euch hier in voller Länge zum Nachschauen präsentiert wird. Im anschließenden Interview sprechen wir über autonome Orte wie das V99 und deren Bedeutung für eine antikapitalistisch orientierte Szene.

O-Sounds: Ich habe gerade schon euren Auftritt am Eröffnungswochenende im V99 angesprochen. Welchen Bezug habt ihr zu diesem Ort und zu autonomen Räumen allgemein?

Phillip (Drums): Wir haben alle einen eigenen, persönlichen Bezug. Ich selber habe acht Jahre lang in Graz gelebt, wo es einen kollektiv geführten Schuppen, das Sub, gibt. Rebecca ist selber im V99 aktiv. Besen, der heute zu Besuch ist, genauso. Und auch Jasmin, die heute den Ton macht. Diese Orte sind wundervolle Orte für Menschen in den verschiedensten Lebenslagen, wo sie sich mit alternativen politischen Ideen auseinandersetzen können.

Euer Sound erinnert mich an Achtziger-Jahre Punkbands. Auch Bands aus Wien wie Schund oder Plastix fallen mir da ein. Woher kommt diese Faszination für den Underground der Achtziger? Was hat euch dazu gebracht, euch mit dieser Szene und Zeit auseinanderzusetzen? Was waren eure ersten Sozialisierungspunkte damit?

Matea: »Tony Hawks Underground«!

Phillip (Gitarre): Bei mir war es das Skaten. Zuerst amerikanische Westcoast- und Melodycore-Bands wie Bad Religion und NOFX. Ich bin in Vorarlberg aufgewachsen und hab’ dann auch in der Verwandtschaft eine Connect gehabt zu einer der ersten Punk-Bands. Dadurch war es mir möglich, mit meiner ersten Band, Klärschlamm, einen Raum zu bespielen und einen Proberaum zu haben.

Rebecca: Ich habe eigentlich voll lang keinen Punk gehört. In meinen Teenager-Jahren hörte ich noch Stoner Rock oder vielleicht etwas Doom und Sludge, aber nicht wirklich Punk. Es hat durch Räume wie das V99 oder das Einbaumöbel begonnen, dass ich auf Konzerte gegangen bin. Oder durch Hausbesetzungen, wo ich diese Musik gehört habe. Ich habe das gar nicht so wie andere Leute mit 12 oder 14 schon gehört, da kannte ich nur zwei Wizo-Lieder.

Phillip (Drums): Bei mir war es eigentlich ähnlich, ich habe in meiner Jugend eher Seventies- und Psychedelic-Rock gehört. Und dann bin ich durch Leute, die ich cool fand, zu diesen autonomen Räumen gekommen. Dort habe ich zum ersten Mal live die Energie von Punk und Hardcore erlebt, da bin ich dann hineingerutscht und weg vom heteronormativen Seventies-Rock.

Eure Songs tragen Titel wie »Glasfaser«, »Mischmaschine«, »Hochzeit«, »Lebenslauf« etc. Zurzeit werden kapitalistischen Zwänge und Vereinzelung immer stärker spürbar. Wie ist es da angesichts dieser, ich sag jetzt mal, Produktionszwänge, Musik zu machen, und das noch als Kollektiv?

Rebecca: Es gibt Themen wie teure Mieten oder prekäre Arbeitsverhältnisse, da halte ich es für notwendig, sich dem anzunehmen.

Aber in einer Band zu spielen ist ja vielleicht nicht unbedingt die leichteste Entscheidung fürs Musikmachen. Gerade, wenn Prozesse mehr oder weniger basisdemokratisch und antikapitalistisch orientiert sind. Musikszenen zwingen ja auch dazu, sich verkaufen zu müssen und zueinander in Konkurrenz zu stehen. Habt ihr irgendwelche Strategien entwickelt, um damit umzugehen?

Phillip (Gitarre): Ich glaube, die Strategie bis jetzt war, dass wir uns bis jetzt nicht darauf eingelassen haben. Wir haben keinen Social-Media-Auftritt. Darüber haben wir als Band schon ganz am Anfang gesprochen. Denn wir sind eine Band und keine Website.

Rebecca: Uns ist es wichtig, Live-Shows in selbstorganisierten Räumen zu spielen, wo viele Leute willkommen sind und wo es keine hohen Eintrittspreise gibt. Aber ich weiß schon, was du meinst, es gibt natürlich dieses Konkurrenzdenken und auch ich bin nicht davon frei, mir zu denken, wow, die haben so viele Klicks und sind jetzt ur gut. Doch in Wahrheit ist das Bullshit.

Die ganze Sendung und das komplette Interview lassen sich bei Res. Radio nachhören:

Die diesjährige Staffel von O-Sounds wird gefördert durch die Stadt Wien Kultur (MA7) und die SKE der Austro Mechana. Die nächste Sendung mit Tony Renaissance wird am 17. April 2022 um 17:00 Uhr auf Radio Orange 94.0 live ausgestrahlt, Updates dazu gibt es bei Radio Orange 94.0. Vergangene Folgen finden sich im Cultural Broadcasting Archive: https://cba.fro.at/series/o-sounds.

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