© Christoph Benkeser, Frank Jödicke, Jaspar Müller-Jödicke.
© Christoph Benkeser, Frank Jödicke, Jaspar Müller-Jödicke.

Medienbanden

Linkes Publizieren ain’t easy, wir bemühen uns aber, mit unseren wunderbaren BAM!-Kolleg*innen und Co. weiterhin um eine differenzierte und diverse Medienöffentlichkeit. Unser skug Talk vom Volksstimmefest zum Nachhören.

Es gibt da übrigens diesen häufigen, spezifisch linken Irrtum. Und der geht so: Wenn es die rechte Schmutz- und Schweinepresse nicht gäbe, dann würden wir in einem kooperativen Paradies leben. Spätestens seit Social Media darf diese Hypothese als widerlegt gelten. Es waren eher linke und liberale Kräfte, die jedem Menschen auf Erden die Selbstdarstellung und Vermarktung im Netz ermöglichten. Woran grundsätzlich nichts Falsches ist, was aber nicht unbedingt nur die schönen Seiten menschlicher Existenz sichtbarerer hat werden lassen. Ob Springer in Deutschland, Murdoch in UK oder die Dichands in Ösiland. Wir haben es ohne Frage mit viel zu einflussreichen Medienclans zu tun, die sich für ihre Publikationen schämen sollten (tun sie aber nicht). Ohne Frage verderben sie jenen gesellschaftlichen Diskurs, der noch in den »alten« Medien geführt wird. Sie machen ihn rauer, flacher, dümmer und verschleppen die Gesellschaft in Scheindebatten, die viel zu aufgeheizt geführt wurden und werden. 

Wenn die »Sun« zu ertrunkenen Geflüchteten schreibt: »Zeig mir die Särge, zeig mir die Leichen, es ist mir trotzdem egal« oder wenn wer in Austria schreibt: »Wer alt genug zum Stehlen ist, ist auch alt genug zum Sterben«, nachdem ein Polizist ein Kind bei einem Supermarkteinbruch erschossen hat, dann sind dies dümmliche Transgressionen von Menschen, die sich längst ihr eigenes intellektuelles Grab geschaufelt haben. Diese Schmierfinken sind halt sauer, weil sie in Fragen der Moral gegenüber den verhassten Linken immer den Kürzeren ziehen und versuchen, dies zu kompensieren, durch jenseitige Positionen, aus denen sie nicht mehr herausfinden. Aber das Publikum goutiert dies (bis zu einem bestimmten Punkt) und damit muss sich linkes Publizieren auseinandersetzen. Springer, Murdoch und Dichand bedienen die primitivsten Instinkte, sie haben sie aber nicht erfunden. Leider. Die Massenmedien sind viel responsiver, als aufgeklärten Menschen lieb sein kann. Wer Breite erreichen will, der marschiert am besten unterm Teppich daher, weil noch die Dümmsten im Raum mitlachen sollen. Dem ist nicht leicht beizukommen.

Seid doch auch mal Masse!

Der Frust über diese Diagnose führt dann in den Abgrund der Forderung, die Linken sollten nicht »so kompliziert sein«, sollten auch mehr über das schreiben, was das »Volk« sich denkt. Das Ende dieser Fahnenstange ist schnell erreicht, bevor noch wer zweimal »Zack, Zack« gesagt hat, findet sich das Publikum in der Sarah-Wagenknecht-Partei wieder. Die klebrige Mischung des Nationalbolschewismus ist zuverlässig das intellektuelle Ergebnis von angeblicher Breitenwirkung linker Deutungsmuster. Zwar will man mehr Mitbestimmung, bessere und gerechtere Verteilung, aber bloß nicht zu viel »woke« und – seien mir uns ehrlich – die Leut’ mögen einfach keine Ausländer. Na bumm.

Wer in diesem rotbraunen Sumpf nicht einsinken mag, muss sich bewusst sein, dass jeder Weg zu mehr Gerechtigkeit und gesellschaftlichem Zusammenhalt ein nahezu unendlich weiter ist. Der Weg kann nur internationalistisch, alle Menschen umfassend, gegangen werden und das ist ein bisschen kontraintuitiv, weil man im Leben ja immer nur auf sich und die Seinen zu achten gewöhnt wurde. Es bedarf einer umfassenden Bildungsinitiative, die Menschen die Instrumentarien bietet, um möglichst viel vom Weltganzen zu begreifen und aufgrund dieser Erkenntnisse selbst entscheiden zu können. Es bedarf der Bereitstellung eines politischen Umfeldes, in dem überhaupt etwas entschieden werden darf, denn sonst ist die Diskurs-Teilnahme Hohn. Für dies einzustehen, ist nicht einfach, allein weil »die andere Seite« alles hat: das Geld, die Medien und die Nähe zur Politik. 

Es lohnt sich aber aus einer ganzen Reihe von Gründen, gegen die Medienwindmühle zu kämpfen. Welche das sind? Einfach nachhören bei unserem skug Talk. Es diskutierten Caroline Schmüser (skug, »Unter Palmen«), Claudia Wangerin (»Telepolis«), Teo Klug (»MALMOE«), Heide Hammer (»Volksstimme«), sowie Frank Jödicke und Ania Gleich von skug.

Übrigens, wir reden im skug Talk nicht für unsere Medien, das sind plurale Gebilde, die gerne unterschiedliche Meinungen befördern, sondern wir sprechen über uns, unsere individuellen Ansichten und unsere Arbeitswirklichkeit. Eine journalistische Arbeitswirklichkeit, zu der skug gerne einlädt. Beispielsweise bei der Schreibwerkstatt von »untergründlich divers«. Der Talk fand auf dem wie immer wunderschönen Volksstimmefest (genau, das Fest zur Zeitung) statt. Wir haben geredet und gefeiert, wer es nicht geschafft hat, vorbeizuschauen, hier die Bilder:

Wir sehen uns wieder im Salon skug mit skug Talk am 19. Oktober 2022 im Wiener Rhiz, das Programm folgt in Bälde auf diesem Kanal. Vielleicht ist bis dahin der Sommer auch endlich zu Ende, oder haben wir noch zu Nikolo Badewetter?

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