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Malina Moye

»Bad As I Wanna Be«

Leopard

Der 33-jährigen Ausnahme-Blues-Gitarristin Malina Moye eilt ihr Ruf als »weiblicher Jimi Hendrix« voraus und schon der Albumtitel springt mich an: »Bad As I Wanna Be«. Aber was heißt das für die aus den USA stammende, in Ohio geborene Gitarristin, die Funk, Rock und Soul zusammenmischt und Genre-Grenzen durchbricht? Die Gitarre, ihr Instrument, der Inbegriff des Phallussymbols? Optisch betrachtet verwendet Moye geschlechterspezifisch »lieb« weiblich eine bunt-grüne sowie eine ornamental, Blümchen-like glitzrig besetzte Gitarre. Gegen Glitzer gäbe es nichts einzuwenden, vor allem, wenn er queer gelesen werden kann. Diesen Anspruch hat Moye definitiv nicht, wie ich aus ihren Texten, die durchaus etliche sexuelle und Begehrensanspielungen beinhalten, ableiten kann – an »Boys« adressiert, ausschließlich: »I’m your girl, you’re my guy«, in der für meinen Geschmack kitschigen Soul-Nummer »Are you the one?« zu finden. Auch der schnulzige Song »Women to Women« gibt nur solche Sätze zum Besten: »So listen to me, girl. This man that you want is mine.« Haha und oh no: Als ob mir jemand gehören könnte.

Fest steht: Moye zeichnet sich in meinen Ohren durch ihre härteren Songs aus. Darüber hinaus stellte sich mir die Frage, ob die Aneignung der Gitarre durch eine Frau* mit dem Spiel harter, langer Gitarrenriffs – wie es Moye an etlichen Stellen durchaus zelebriert – schon einen subversiven Dekonstruktionsakt des Phallus mit einer daraus folgenden Emanzipationsintention innerhalb des patriarchalen Musikbusiness darstellen kann? Ich bin mir nicht sicher: Malina Moye kommt mir auf den von Männern aufgenommenen Fotos im Booklet ein wenig zu Mainstream-sexy rüber: auf einem etwa ihre nackte, nasse, schwarze Haut mit der Gitarre als »Brustbedeckung«. Oder auf einem anderen sie, sich auf dem Boden rekelnd, mit Netzstrumpfhose, Latexhöschen und BH leicht bekleidet, die implizite Botschaft »Nimm mich!« ausstrahlend. Moye als Gitarrenvisionärin inmitten einer weiblichen Revolution in der Musikindustrie zu verheißen, erscheint mir doch als eine etwas verzerrte, beschönigte Prognose des Status quo. Allerdings, eine schwarze Frau*, Person of color auf der Bühne zu sehen, stellt jedenfalls immer auch noch einen wesentlichen und wünschenswerten Akt der Sichtbarmachung von Vielfältigkeit dar.

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Text
Dominika Krejs

Veröffentlichung
13.03.2018

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