Yage Von William S. Burroughs in einem berühmten Briefwechsel (»The Yage Letters«) mit Allen Ginsberg beschriebene und im Selbstversuch getestete psychoaktive Droge, die, wenn der Magen das Gebräu endlich nicht mehr sofort rauskotzt, zu irren Halluzinationen führen soll. Die Einnahme außerhalb kultisch-ritueller Settings sollte jedoch dringlichst vermieden werden. Eine ?berdosis ultrascharfer Chilischoten soll lt. Homer Simpson jedoch angeblich zu ähnlich wilden Triperfahrungen führen.
Yancey, James Dewitt aka J Dilla, viel zu früh verstorbener Beat-Scientist an dessen Geheimformeln sich noch Generationen abarbeiten werden. Gut so!
Yancey aka Celia Yancey, hatte in den mittleren Seventies mit dem ultra-lasziven »Making Music For Money« (Lyrics übrigens von Suzie Quatro) einen kinky zwischen Glam, Disco und Southern-Funk oszillierenden Hit, bei dem nicht nur die Synth-Licks für schwüle Erotica sorgten. Die B-Seite »Honey Bee (Huh, Huh, Huh, Huh)« geht auf der LP über sieben Minuten. An den Instrumenten waren u. a. Jim Dickinson, Steve Cropper und die Memphis Horns tätig. Die Southern-White-Trash-Belle-Ergänzung zu Betty Davis.
»Yankee goes home, aber nimm mich mit«. Die von F.S.K. dereinst auf den Punkt gebrachte Dialektik linken Pop-Begehrens. Aktuell u. a. auf der CD »G.I. Disco« (bba) nachzuhören.
Yankovic, Frankie & Weird Al. Zwar nicht wirklich miteinander verwandte, aber in Polkakreisen hochgeschätzte Persönlichkeiten der eher gemütlichen Old Skool (vgl. »Frankie Yankovic Live in Nashville«) wie der »Alles kann Polka sein«-New Skool (Weird Al).
Yardbirds Drei Gitarristen (Eric Clapton, Jeff Beck, Jimmy Page) über die sich ebenso heftigst streiten lässt wie über das, was die Band denn nun so gespielt hat. Psychedelic? Blues-Rock? Oder doch schon prä-metallisches mit Riffs aus dem Hause »Hard & Heavy« (vulgo »Train Kept-A-Rollin’«). Jedenfalls eine der Bands der »British Invasion« die den Blues (bzw. das, was in England mittlerweile daraus geworden war) in die die USA reimportierten, wo dieser dann als Garage-Punk wiederum ganz anders auswucherte. Klar, ohne Yardbirds keine Led Zeppelin. Aber ohne Yardbirds auch keine Stooges. Hören Sie sich einfach einmal »Happenings Ten Times Ago« der einen und »I’m Sick Of You« der anderen hintereinander an.
Yazoo, wie Yello auf ihre Art die Achtziger als Zusammenspiel von Pop und Avantgarde mitdefinierend und dabei als »Euro-Tracks« Grundbausteine für spätere Techno- und House-Errungenschaften. Die einen nur kurz, die anderen bis zum geht nicht mehr.
Yeah! Das ganze schwammige Poputopiezeugs in einem Wort gebündelt! Dementsprechend wurde so genannte »Yeah, Yeah, Yeah-Musik« dereinst als Symptom des Untergangs der abendländischen Leitkultur heftigst bekämpft, von Walter Ulbricht im Mishearing »Je-Je-Je«. Mittlerweile selber zur Leitkultur gewordener, fixer Bestandteil diverser Oldie-Abende.
»Yellow Submarine« Nichts gegen das rosarote U-Boot bei »Unternehmen Petticoat« (1959), mit Cary Grant und Tony Curtis.
»Yentl« Barbra Streisand verkleidet sich als Mann, um den Talmud studieren zu können und soeben ist ein Sammelband zum Thema »Talmud Queeries« erschienen. Für weiterführende Literatur googeln Sie bitte den Namen Daniel Bojarin.
Yes No! Wenn Nietzsche sagt, dass ein Leben ohne Musik ein Irrtum sei, dann sind Yes der Gegenbeweis.
Ying & Yang »Das Schwarz & Weiß ist kein Beweis« (Laibach). Dichotomien saugen!
Yippies Der »politische« Arm der Hippies als Sammelbegriff für das ebenso diffuse wie exzessive Zusammenspiel von Pop & Politik zwischen Sex, Drogen & Rock?n?Roll. Agit-Prop als Agit-Pop mit den MC5 als Soundtracklieferanten (vgl. Jerry Rubins »Do It!«). Schon zu Zeiten des allgemeinen Hippie-Bashings von anarcho-syndikalistischen Punk-Kollektiven früh wiederentdeckt und in die eigenen Genealogie inkludiert. Später von der Pop-Linken nochmals genauer untersucht, dafür bei fast jeder Doku über die Sixties nicht erwähnt.
»Yo! Hermeneutics« Diskursprägender und von Diedrich Diederichsen herausgegebener Sammelband über Afro-American-Studies, der später auch zu den Diskursen rund um das Thema »Loving The Alien«-Diskurs führte. Pop und Theorie in full effect und immer noch Pflichtlektüre.
Yochanan Von allen Sängern mit denen Sun Ra jemals zusammengearbeitet hat, der wohl obskurste (und das mag im afronautischen Alien-Universum unseres Mannes vom Saturn schon einiges heißen). In den Fifties bei einigen wilden Rhythm&Blues-Tracks von Sun Ra mit dabei (u. a. »Muck Muck« und »Hot Skillet Momma«), aber mit irrsinnigen Space-Raps wie »The Sun Man Speaks« bzw. »Message To Earthman« auch schon in Richtung »MythScienceApproach« weitergehend. Außerirdischer Wahnsinn, nachzuhören auf »Sun Ra – The Singles« und »Sun Ra – Rocket Ship Rock« (Norton Records) mit noch rareren und unveröffentlichten R&B-Schmankerln nicht-terrestrischer Erdung.
Yoda Der reale »Große Andere« und »Name-des-Vaters« in »Star Wars«. Herrlich dekonstruiert durch Mel Brooks als Yogurt in »Space Balls«.
Yodeling (auch Blue Yodeling) – Entgegen weitläufiger Meinungen nicht in kontinentaleuropäischen Alpinlagen, sondern wie es der singende Cowboy Elton Britt in »That?s How The Yodel Was Born« so schön schildert, von einsamen Cowboys in den Weiten der nordamerikanischen Prärie erfundener nonverbaler Gesangsstil, dem u. a. auch Jimmie Rodgers, Louis Armstrong, Hank Williams, Sly Stone, Brian Eno und F.S.K. zugeneigt waren.
Yoga Von Elvis Presley in »Yoga Is As Yoga Does« als »twistin? like a pretzel« beschriebene fernöstliche Praktik, die bei genauer Befolgung scheinbar zu komischen Gesichtsausdrücken führt. »Now cross your eyes and hold your breath/look just like a clown«. Siehe Yogie Baer.
Yog-Sothoth, auch »Der Wächter« oder »Das Tor« genannt. Innerhalb von H. P. Lovecrafts Cthulhu-Mythos »Der Schlüssel zum Tor, wo die Sphären sich treffen« und dementsprechend abwechselnd in fester, flüssiger oder gasförmiger Gestalt erscheinend und bei Anblick »dunkle Assoziationen« bewirkend. Einfacher ausgedrückt: »Yog-Sothoth kennt das Tor. Yog-Sothoth ist das Tor. Yog-Sothoth ist Schlüssel und Wächter des Tores. Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft, alles ist Yog-Sothoth« (aus: »Das Grauen von Dunwich«, 1929). Dementsprechend auch der heimliche Schutzpatron unserer »La Passe«. Ritzt auch manchmal Botschaften in die Auslaufrillen vinylener Erzeugnisse aus dem Hause Underground Resistance und geht bekanntlich bei Wordsound ein und aus.
Yolchords veröffentlichten auf dem vom FBI wegen »exotic gay themed rock?n?roll« indizierten Senor Charro Records of West Hollywood mit »Bongo Love« einen flamboyanten Beefcake-Voodoo-Track, der auch an den schönen Satz »Jeder Pirat hat immer auch etwas feminines an sich« aus »Peter Pan« denken lässt. Nachzuhören auf dem exzellenten, vor einigen Jahren veröffentlichten Sampler »Lavender Jungle – Tempting Treats From the Land of Exotica« mit jeder Menge unglaublich seltsamer Queer-Exotica aus den Prä-Stonewall-Riots-Sixties.
Yoruba Westafrikanische Zivilisation, die den größten Anteil der in die »Neue Welt« verschleppten Sklaven ausmachte. Die im Orisha-Kult praktizierten Trommeltechniken sind die rhythzomatische Grundlage all dessen, was wir unter Funk, Groove etc. verstehen. Für Sun Ra waren die Yoruba die eigentlichen (wei
l dunkelhäutigen) »alten Ägypter«, die das Land am Nil im Zuge einer innerafrikanischen Völkerwanderung Richtung Südwesten verlassen haben und dabei auch jede Menge »Black Secret Technologies« mitnahmen und auf ihren Wegen auch weitergaben.
Yosemite Sam Ewiger schießwütiger Gegner von Bugs Bunny mit rotem Riesenschnauzer, der sein Temperament noch weniger unter Kontrolle hat als Elmer Fudd. Popkultureller Vorläufer von u. a. Ted Nugent und Hulk Hogan. Tritt heutzutage unter dem Namen Kid Rock auf.
»You« Herzzerreißende One-Hit-Wonder-Doo-Wop-Single aus 1958 von den Aquatones, über deren Bandnamen und die damit verbundenen Assoziationen (»Black Atlantic«, »Water Babies«, Drexciya) auch herrlichst spekuliert werden kann. In Martin Scorseses »Mean Streets« tut der Song Harvey Keitel nicht gut.
Youth – Sonic, Wasted, Musical, Tamed, Of Today, Brigade etc. Irgendwie aus der Mode gekommener Bestandteil eines Bandnamens oder Filmtitels.
»Yummy, Yummy, Yummy« Mehrdeutiger Titel mit dem der Ohio Express 1968 Bubblegum-Pop als lange unterschätztes Subgenre naiv camper Glam-Prä-Manifestationen auf die Pop-Landkarte brachte.
Yuppies Lesen lt. Slavoj Žižek gerne Gilles Deleuze (was sie wiederum mit Hippies zusammenbringt) und hörten schon in den Achzigern die weltweit schlechteste Musik des Jahrzehnts (vgl. Bret Easton Ellis‘ »American Psycho«). Wahrscheinlich die erste Manifestation eines sich seiner selbst irgendwie bewussten neoliberalen Pop-Subjekts, das Ende der 1990er dann ja auch Plattenfirmen zu börsennotierten Spekulationsobjekten machte.