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La Passe: W

Beim »W« beschleicht einen das Gefühl, dass es langsam, aber unaufhaltsam zu Ende geht. Dabei hat dieser Buchstabe so viel zu bieten, wie Warp, Waco (Texas), Mary Lou Williams, West Coast, Chick Webb, Tony Williams, Wu Tang Clan, Ween, ?? We want »W«!

T-Bone Walker »Als ich noch in Texas arbeitete, habe ich immer einen Tisch mit den Zähnen hochgehoben« (»Stormy Monday«, eine Biographie). Ist Ihnen schon aufgefallen, dass bei amerikanischen KünstlerInnen neue Musik immer auch mit neuen Schritten, Bewegungen oder Tänzen verbunden ist? The show must go on.

Waschbrett Darf hier natürlich nicht fehlen. In früheren Zeiten haben Jazzmusiker das Waschbrett eingesetzt, weil sie sich kein Schlagzeug leisten konnten. Aber selbst im tiefsten Elend geht das Schicksal seine eigenen Wege, und so kam es, dass nunmehr das Waschbrett durch nichts zu ersetzen ist. Oder: Wenn Existenzkampf geniale Ideen und Sounds zur Folge hat.

John Williams Es gibt mindestens zwei, den Filmkomponisten und den klassischen Gitarristen (ich bin mir aber sicher, dass sich weit mehr finden lassen).

Doc Watson Früher habe ich den Doc für eine Art amerikanischen Georges Brassens gehalten (spieltechnisch betrachtet lie&szlige sich auch Brassens‘ Leadgitarrist Joël Favreau gegen den einen oder anderen Leadgitarristen von Doc austauschen). Heute glaube ich, dass man Künstler wie Doc Watson nur hören kann, wenn man nicht aus demselben Land kommt, andernfalls klingt es doch ziemlich enervierend, oder nicht?

Frank Wright Good old Free Jazz aus der Zeit, als »the new thing« gespielt, geshoutet und getanzt wurde. Tenorsaxophonist Frank Wright gehört jedenfalls zu denen, die man die »little masters« nennen könnte, was aus meinem Mund keinesfalls abwertend ist, sondern eine Aufforderung, sich immer wieder eine musikalische Erfrischung zu gönnen. Es gibt dabei jedes Mal etwas zu entdecken.

Weather Report Wenn Sie jemanden gerade erst kennengelernt haben und sich vielleicht fragen, ob es eine gemeinsame Basis für eine mögliche zukünftige Beziehung gibt, können Ihnen Bands wie Weather Report eine Menge Zeit sparen (mit Kiss, Karel Gott oder Trini Lopez funktioniert es wahrscheinlich genausogut). Legen Sie einfach diese Musik auf, sagen Sie nichts, lächeln Sie nur verzückt vor sich hin und warten Sie ab, was passiert. Versuchen Sie erst gar nicht, etwas gegen Weather Report vorzubringen, das zieht bei mir nicht.

Wall of Sound Phil Spector weilt noch unter uns! Nichts kann diesen Mann und seine goldenen Verdienste um die Popmusik beschädigen, nie und nimmer!

The Weather Girls Hallelujah, »It’s Raining Men«. Ich liebe es, wenn solche Songs im Gedächtnis hängenbleiben, wenn sie immer wieder aus dem musikalischen Unbewussten unserer Beine und Herzen auftauchen – entgegen allen Vorhersagen und Marktprognosen. Ist das nicht wunderbar? Ich mochte sie von der ersten Sekunde an, und ich war zum Zeitpunkt, als ich sie das erste Mal hörte, weder besonders gro&szlig noch sehr alt. Ich mag sie noch immer.

Robert Wyatt Berühmter, in Louth (Lincolnshire, UK) beheimateter Künstler, Balladensänger und Dichter. Eine gro&szlige Persönlichkeit. Schlagzeuger und Vokalist, Pianist und Komponist, Poet und Alternativer.

Wham Sprungbrett für George Michael, um als strahlender Stern am Pophimmel aufzugehen. Einen Song von George Michael kann ich immer mit Genuss hören, bei Wham fällt mir das etwas schwerer.

Wishbone Ash Haben sie sich seit den 1980ern neu formiert? Oder vielleicht haben sie ja nie zu touren aufgehört und sind gerade unterwegs? Es gab eine Nummer, die mir damals recht gut gefallen hat. In einem Anfall von Nostalgie – ich geb’s ja zu – habe ich mir unlängst die CD wieder gekauft, und das Stück gefiel mir immer noch. Egal!

Washburn Ziemlich preiswerte Gitarren, mit denen man oft beginnt. Zwar wissen wir alle, dass Einsteigermodelle nicht die besten Instrumente sind, aber wir haben eine besondere Beziehung zu ihnen, einfach weil sie unser »erstes Mal« waren ?? wie es so ist im Leben.

Wobble Jah Public Image Limited und andere Geschichten aus dem britischen Klanguniversum.

Wien (AUT) Dort gewesen, angesehen, wieder zurück.

Wein Eine weitere französische Erfindung aus dem XVIII. Jahrhundert? Nein, Wein gab es natürlich lange vor der Bibel, durch die er sich ebenfalls wie ein roter Faden zieht. Ich mag ihn rot, wei&szlig, grau oder rosa. Ich mag in am Abend und am Tage, gegen den Durst und zur Inspiration. Und Sie? Spritzen Sie ihn noch immer mit Soda?

Weenie oder Willie (auch mit einem Y am Ende). Das Ding, das die meisten Männer zwischen den Beinen haben, woraus nicht zwangsläufig folgt, dass sie immer wissen, was man damit machen kann oder wie sie’s anstellen sollen, dass es dort bleibt, wo es bleiben soll. Was auch immer.

Warum? Warum auch nicht!

Wilbur Ware Wenn Sie, aus welchen Gründen auch immer (keine Bange, ich habe für vieles Verständnis), wenn Sie also noch immer keinen Jazz gehört haben, würde ich Ihnen wärmstens empfehlen, sich den Live-Mitschnitt eines Auftritts von Sonny Rollins im Trio im Village Vanguard (Blue Note) zu beschaffen. Auf dieser legendären Aufnahme können Sie einen der besten und kreativsten Kontrabassisten des Jazz hören, sein Name ist Wilbur Ware.

Wolfgang Gebräuchlicher deutscher Name.

Charlie Watts Am Anfang vieler Karrieren und schöpferischer Werke steht oft ein gro&szliges Missverständnis. Wie wird man von einem durchschnittlichen englischen Jazz-Schlagzeuger zum einzigartigen Charlie Watts?

The Wailers Zwei Richtungen in ihrer endlosen Diskographie werde ich behalten: die von Lee Scratch Perry produzierten frühen Aufnahmen mit Bob Marley (»Go Tell It On The Mountain« zum Beispiel ist ein gro&szligartiger Track) und die beiden Alben von Serge Gainsbourg (»Aux armes ??«, »Mauvaises nouvelles des étoiles«), aber es gibt bestimmt mehr, das man wieder hervorkramen könnte.

Stevie Wonder Es fällt mir wirklich schwer, mir diese Welt ohne Stevie vorzustellen. Michael haben wir bereits verloren.

Amy Winehouse Ich möchte nicht in die Rehab.

Whitehouse Extremer Sound, extreme Texte, gro&szligartiges Zeug.

Tom Waits Ich habe ihn viele Jahre lang wirklich geliebt, bis es ein wenig nach einem eingetragenen Warenzeichen zu klingen begann. Meine Gefühle ihm gegenüber sind weiterhin ambivalent. Oder: Wie steigt man vom deftigen Ragout auf Nouvelle Cuisine um?

The Who Beine in die Hand nehmen!

Wim Wenders Deutsche Frage, deutsches Problem oder deutsche Antwort? Dass er sich aber nie gescheut hat, Farbe zu bekennen, nimmt mich wiederum für ihn ein – er stellt sich tatsächlich solche Fragen und liefert die Antworten, die wir alle kennen. Vielleicht ist der Schlüssel dazu eher in seiner Generation als in seinem Reisepass zu finden.

»White Light/White Heat« Ich bin mit Lester Bangs einer Meinung, dass Robert Quine zu oft behauptet hat, dieser Song sei einer der besten von den Velvet und Lou Reed (was man eigentlich auch vom gleichnamigen Album sagen könnte). Ich muss gestehen, dass ich Jahr für Jahr fast zum gleichen Schluss komme.

Barry White Tonnenweise feuchte Liebe. Oder: Wenn Sex eine Jam Session ist. Was immer Sie an Barry White auszusetzen haben, es ist völlig belanglos, weil Ihnen seine Fans ohnehin nicht die geringste Aufmerksamkeit schenken werden. Die Ladies lieben ihn, von oben bis unten, und einem guten Liebeslied von Barry White kann selbst ich nicht widerstehen. Also warum sich die Freude nehmen lassen?

James White (James Chance & The Contorsions) Schauen Sie, es gibt Zeiten und Momente in der Geschichte, wo alles möglich ist, wo ein Klima der Offenheit herrscht, wo sich vieles vermischen kann ode
r man es zumindest auf einen Versuch ankommen lässt. Und dann wieder gibt es Momente, wo nichts passiert. Seit 9/11 ist sowieso alles anders. Ich meine, nehmen Sie NYC, The Bowery, 1977 bis 1981, da war ja fast alles gut.

The Wheel of Fortune Wenn man zwei gleiche Zeichen freirubbelt (oder so), bietet sich einem vielleicht die Chance, das Glück selbst in die Hand zu nehmen. Noch immer kursiert die Anekdote, dass der Altsaxophonist Tim Berne vor langer Zeit, als er finanziell am Ende war und auch musikalisch an einem Scheideweg stand, aus Verzweiflung den Fernseher einschaltete und an jenem traurigen Tag sah, wie Dave Sanborn am Glücksrad drehte. Versuchen Sie es doch auch einmal, warum nicht? Ich jedenfalls mach’s ab und zu.

Ronnie Wood Niemand steht auf Ron Wood, er ist sein ganzes Leben lang der totale Outsider gewesen (auch heute noch, hat er sich doch in den Kopf gesetzt, sich nur mit Top-Models unter sechzehn einzulassen, was momentan einem Altersunterschied von fast fünfzig Jahren entspricht). Ich möchte aber alle unsere LeserInnen daran erinnern, dass es nicht gerade leicht ist, Ron Wood zu sein. Ich mag Ronnie sehr, man sollte den Persönlichkeiten der Musikgeschichte Respekt entgegenbringen.

Robbie Williams Yeah!

Muddy Waters Wie wär’s heute um den Rock’n’Roll bestellt, hätte dereinst Alan Lomax nicht auf irgendwelchen Baumwollfeldern Muddy Waters gefunden und interviewt (obwohl er eigentlich auf der Suche nach Charley Patton war)? Wie würden dann aber die Rolling Stones hei&szligen, und wäre es mit einem anderen Bandnamen ganz anders gekommen? Fakt ist: Muddy Waters hat unsere Welt mit seiner Musik bereichert, und man kann sie noch immer hören. So let the good times roll ??

Andre Williams Eine Art amerikanischer Louie Austen. Und gro&szligartiges Zeug au&szligerdem.

Johnny Winter Es gibt immer wieder Künstler, die nicht die Anerkennung finden, die sie tatsächlich verdienen, wie Johnny W. Zwar ist er vielen bekannt und er wurde auch von vielen fast bis zum Exzess gehört, aber von denen, die das nicht getan haben, wird er total ignoriert, wenn nicht gar abgelehnt. Nehmen Sie sich einmal seine frühen Alben vor und die von ihm produzierten Aufnahmen mit Muddy Waters.

John Woo & Orson Welles Man muss schon ein wahres Genie sein, um bestohlen, kopiert und plagiiert zu werden. Nicht der Künstler produziert die Klischees, sondern immer nur jene Menschen, die zu viel studieren und zu wenig riskieren. In den Filmen dieser beiden Regisseure werden Sie keine Klischees finden, dafür mindestens eine Idee pro Einstellung, vor allem aber: Stil.

Andy Warhol Wie würden Sie heute zu Ihren 15 Minuten Ruhm und Publicity kommen, hätte er damals nicht damit angefangen? Paradoxerweise kommt mir vor, als wären Andy Warhol und John Cage die am meisten missverstandenen Künstler des letzten Jahrhunderts. Ich fürchte, dass es noch länger so bleiben wird.

Papa Wemba Der König der »Sapeurs«, dieses kongolesischen Clubs der schick gekleideten Dandys afrikanischen Stils. Viele seiner Songs sind Rezitationen der langen Liste seiner edelsten Klamotten (Schuhe, Hemd, Jacke, ausgewählte Accessoires, alles flie&szligt in die Songs ein).

Was noch?

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Text
Friederike Kulcsar (Übersetzung), Noël Akchoté

Veröffentlichung
22.09.2010

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