»Fly or Die Fly or Die Fly or Die ((World War))«

Die letzten Kompositionen von Jamie Branch sollen am Anfang ihres Vermächtnisalbums »Fly or Die Fly or Die Fly or Die ((World War))« stehen. »Aurora Rising« beginnt mit einem wunderhübschen Orgelintro samt donnernd gerührten Drums, erwacht mit einem Trompetenschrei und mündet sogleich in »Borealis Dancing«. Dieser zweite Track groovt, hat eine unbändige orientalisch anmutende Melodie und fadet sanft mit Orgel aus. Kräftige Impulse auch auf dem neunminütigen »Burning Grey«, wo Jamie erstmals ihre politische Stimme erhebt. Das Furioso hat einen begnadeten Fokus: »Believe me, the future is inside you. Don’t forget to fight!« Im Verein mit ihrem kantigen und doch harmonischen Trompetenspiel fährt diese Nummer, auch dank mächtig anschiebender Rhythm Section (Drummer Chad Taylor und Bassist Jason Ajemian). Das daran anschließende »The Mountain« ist als schmissiger Popsong eine Decountryfizierung des Meat-Puppets-Klassikers »Comin’ Down«. Jamie Branch macht diesen zu ihrem ureigenen Lied, das zwar der Bewegung in der Natur huldigt, aber die jederzeitige Umkehrmöglichkeit vom Draußen ins Zuhause positiv deutet. Großartig auch die Folgenummern, angereichert mit dem Cellospiel von Lester St. Louis. Überhaupt bereichern Instrumententupfer mit Posaune, Keyboard, Marimba, Mbira, Timpani, Conga, Percussion, Flöte, Bassklarinette oder Glocken (teils von Gastmusiker*innen wie Daniel Villarreal eingespielt) den klug modulierten Quartettsound. Schließlich kulminiert der neun prächtige Stücke aufweisende Longplayer in »Take Over The World«, sympathisch vorwärtsstolpernd, um mit der orgel- und glockenumflorten Lamento-Elegie »World War ((Reprise))« das von Fröhlichkeit erfüllte Album auszuhauchen.