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Ane Brun

»It All Starts With One«

Ballon Rangers Recordings

Der Minnesänger lehnt traurig an der Erkerbrüstung. Er schmachtet. Ein paar Minuten noch, und er ist in der richtigen Stimmung, um eine herzzerrei&szligende Hymne zu komponieren, die das Herz des hiesigen Burgfräuleins im Sturm erobern wird. Aber dann hört er aus dem obersten Stock eben jenes Burgfräulein herzzerrei&szligend singen, mit einer Wehmut und Zerbrechlichkeit, mit einem so sanften Timbre und zugleich so entrückt und schön, dass er vollständig verwirrt ist. Nicht nur, dass er so eine Musik noch nie gehört hat (wir haben es da leichter, wir können diese Musik tiefgefrorenen Folkpop nennen, und als sichere als Bezugsquellen z. B. Leslie Feist, Dear Reader oder die ebenfalls entzückende Newcomerin Agnes Obel nennen), nein, er muss sich auch die Frage stellen, aus welchem Grund, zu welchem Zweck vor allem dieses Burgfräulein singt. Denn Musik dieser Art ist dazu gemacht, die Herzen von Frauen zu erobern. Oder, was noch schlimmer ist, Frauen traurig zu stimmen. Von fragilen Existenzen ist hier die Rede, von ebenso schmetterlingshaften wie schattenluftigen Gefühlslagen ?? (sooo poetisch sind Ane Bruns Texte jetzt auch nicht, aber gut, man wird wohl noch ein wenig übertreiben dürfen). »Was für eine Welt kommt da blo&szlig auf mich zu«, fragt sich der Minnesänger vielleicht. Und gründet aus Verzweiflung eine vorneuzeitliche Punkband. Denn mehr die Herzen von Frauen anrühren als Ane Brun, das geht kaum. Männer dürfen das auch schön finden. Müssen aber neidlos anerkennen, dass sie so eine Musik einfach nicht zustande bringen. Darum ist der Rock für die Männer, die Hosen hingegen, die haben Frauen wie Ane Brun an.

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