Auf ihrem Album »Angry Goddess« stiftet DJ Reeshniada Unruhe und Verwirrung. Immerhin ist das indische Rankwerk rasch als Täuschungsmanöver identifiziert. Der Uptempo-Technobeat, der sich über das gesamte Album zieht, bietet hingegen einen guten Anhaltspunkt. Reeshniadas Shuffles sind ziemlich raffiniert und verspulter, als die Soundpalette der ravigen Bassdrum es eigentlich vermuten lassen würde. Doch »Angry Goddess« ist noch für weitere Überraschungen gut. Die klar nach vorne orientierten Stücke werden immer wieder von ruhigen Passagen aufgebrochen und gelegentlich gesellt sich sogar Gesang dazu. Wenn man sich erst einmal mit dieser Idee angefreundet hat, dann erscheint diese Mischung zwar ungewöhnlich, aber durchaus passend. In der Folge drängt sich die Frage auf, welche der hier verwendeten Synthesizer eigentlich auf Stimmfragmenten basieren? Der Übergang ist fließend und schon tut sich mit Footwork eine weitere Referenz auf: Das Tempo stimmt und hier wie dort schert man sich wenig um Konventionen, wenn es um Stimme als Stilmittel geht. Geschmack ist keine Kategorie, die Stimme ist Mittel zum Zweck. DJ Reeshniada gelingt mit »Angry Goddess« ein sehr abwechslungsreiches Album, das Genre-Schubladen und Hörgewohnheiten hinterfragt. Zugleich bleibt es aber in einer sehr persönlichen Gegenwart verhaftet und ist damit manchmal nur schwer greifbar.

DJ Reeshniada
»Angry Goddess«
Sounding Functions
