© Sophie Reyer
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Die unberührbare Welt

Die Schriftstellerin Sophie Reyer begrüßt eine Hinwendung zum Buch und beklagt gleichzeitig die verlorengegangene »Haptik« unserer Gesellschaft. Im Gespräch erzählt sie, wie die Dinge sich nun »verschieben« könnten.

Sophie Reyer ist nicht nur eine der produktivsten österreichischen Schriftstellerinnen der letzten Jahre, sondern beeindruckt auch durch die Vielfalt an Themenpools, in denen sie sich bewegt. Wie ihre schriftstellerische Leidenschaft eigentlich mit einer Liebe zum Klang begann und wieso sie dennoch besonders das Buch als »Reifmedium« für unsere persönliche Entwicklung begreift, erzählt sie uns im folgenden Gespräch.

skug: Wie geht’s dir zurzeit? Persönlich und als Literatin? Wie hast du die letzten Wochen verbracht?
Sophie Reyer: Also ich wusste dadurch, dass ein sehr guter Freund von mir ein Stipendium in Italien hat, schon, was in Österreich kommen wird, und der hat mich immer gleich vorgewarnt. Ich konnte mich also gut einstellen: Da hab’ ich mir gleich sechzig Bücher gekauft, die ich auch längst schon ausgelesen hab’. Und mir geht’s eigentlich super! Ich bin am Schreiben, Gott sei Dank, habe mehr Aufträge denn je und auch endlich Zeit, mich denen zu widmen. Und zum Glück habe ich auch ein paar Menschen. Am Anfang war’s ein bisschen schwierig, weil sich keiner treffen wollte und ich schon dieses physische, diese Begegnung einfach brauch’, aber das hat sich zum Glück relativ schnell geändert und jetzt habe ich da einige Leute, die ich treffe, die auch keine Angst haben, und ich hab’ auch keine Angst, so quasi auf eigene Gefahr. Einmal die Woche bin ich am Kutschkermarkt und ich genieß’ das sehr. Das einzig Anstrengende ist, dass ich ja auch an der pädagogischen Hochschule unterrichte und ich da jetzt jeden Tag sechs Stunden oder so was auf Zoom bin und das nervt mich schon. Aber sonst glaub’ ich, dass es in Sachen Nachhaltigkeit auch allen guttut. Ich hätte ja jetzt viel fliegen müssen, aber hab’ dann eh immer so Bammel gehabt wegen Fliegen und Karriere und Unterrichten, aber es ging halt nie anders und jetzt bin ich eigentlich ganz froh, dass ich einfach nicht mehr fliegen darf.

Das Nicht-Fliegen als erzwungener gesellschaftlicher Self-»Nudge« quasi: Um etwas, dass man sehr oft macht, von dem man aber eigentlich weiß, dass es nicht gut ist für sich selbst (als Gesellschaft), so zu blockieren, dass man gar nicht darauf zugreifen kann. Nur leider wird sich das auch nicht auf Dauer erhalten …
Ja, obwohl ich mein’, vielleicht erhöht es zumindest einmal das Bewusstsein! Es ist natürlich immer schlimm, wenn man etwas nicht tun darf aus Zwang, aber vielleicht lässt sich so zumindest die Einstellung dazu ändern. Das hoffe ich wirklich sehr.

Ja, es ist nun wirklich an uns, ob wir die Notbremse jetzt ziehen oder obs wieder genau zum selben Zustand zurückschnappt. Was sind denn deine Prognosen, wenn wir jetzt zur Literaturwelt zurückkommen?
Also ich denke einmal, dass die Leute viel mehr lesen werden. Also eigentlich ist das Ganze für den Buchmarkt grundsätzlich gut. Natürlich ein großes Problem haben die Theater – ich mach’ ja auch viel für Theater – genauso wie die Filmwelt – ich habe jetzt etwa auch wieder einige Filmscripts geschrieben. Aber für den Buchmarkt wird’s eher ein Auf bedeuten.

Aber du bist ja da in mehreren Welten gleichzeitig verankert. So eine positive Zukunftsprognose ist schön zu hören!
Ich kann allerdings wirklich nicht sagen, ob diese Meinung nicht hauptsächlich an meiner eigenen Situation liegt. Ich hab’ einfach die letzten Jahre so reingebuttert in meine Karriere, dass ich mich frage, ob das jetzt nicht einfach die Nachwehen sind oder die Ernte dieses Engagements. Ich werde zurzeit ja eher förmlich überrannt mit Aufträgen.

Ja, gerade in so einer isolierten Zeit ist das ja etwas sehr Schönes.
Total! Ich seh’ einfach lauter Leute im Prekariat … ich kann dir gar nicht sagen, wie dankbar ich bin.

Philosophisch, gesamtgesellschaftlich betrachtet könnte man ja jetzt etliches an Fragestellungen aufwerfen, die zu beleuchten wären, deswegen wollte ich dich fragen, ob das, was gerade passiert, auch für deine Arbeit »nützlich« ist als Inspirationsquelle.
Ja, natürlich, immer! Das ist ja das Tolle an der Kunst, dass man aus allem was machen kann!

Und hast du da schon Themen herausgefiltert, die dich besonders »ansprechen« (auch wenn das in dem Kontext etwas pervers klingt)?
Na ja, »Isolation« natürlich zum einen. Und zum anderen, was mich zurzeit sehr beschäftigt: Wie geht man mit Daten um? Also mir kommt manchmal vor, dass es nicht das Coronavirus ist, sondern dass es ein Datenvirus ist. Wir werden alle sozusagen genormt auf das Sujet »Corona« und Google hat uns quasi in der Hand. Es gibt ja nichts anderes mehr auf der Welt. Die Herrschaft der Daten und der sich schnell verbreitenden Medien und der Panikmache, die dadurch auch entsteht. All das, ohne dass jetzt wirklich fundiertes Wissen verbreitet wird. Diese Headlines, die auf Google, auf Facebook oder auf Twitter aufscheinen, die man übernimmt und die sich dann wie ein Lauffeuer verbreiten. Diese ganze Zeit, diese Herrschaft der Daten, die immer ärger wird, genauso wie die Apps, die wir jetzt natürlich kriegen werden, also dass wir die Welt auch immer mehr mit unseren Daten – auch Körperdaten – füttern werden. Also das alles finde ich gerade eine ganz spannende Thematik.

Eine quasi ad absurdum geführte Informationsgesellschaft.
Es ist halt ein völliger Paradigmenwechsel. Früher hat man irgendwie an die Individualität des Menschen geglaubt und jetzt glaubt man sozusagen an die Informationen, an die Daten. Aber dass Daten auch immer nur Auszüge darstellen von einer gesamten Sicht, das vergisst man dann irgendwie oft. Also von der Herrschaft des Menschen wie in der Nazi- und anderen Diktaturen geht’s jetzt immer mehr zur Diktatur über Daten. Und das hat eigentlich keiner so wirklich unter Kontrolle. Das ist so ein Selbstläufer. Das finde ich irgendwie spannend.

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Das Ironische ist ja, dass Individualisierung gerade heutzutage so hochgehalten wird, es sich da aber um ein komplett konträres Individualitätsgefühl handelt, gegenüber jenem von vor 50 Jahren. Es ist so ein seltsames zerstückeltes Individualitätsgefühl.
Na ja, es ist so: Der Algorithmus kennt dich irgendwie besser als du dich selbst – davon wird ausgegangen! Und die Apps haben die Vorschläge für dein Leben und darauf wird auch vertraut. Es geht weg von diesem früher sehr stark propagierten und von der Aufklärung entflammten Gedanken der Selbsterkenntnis und Erfahrung. Die Erfahrung wird irgendwie ausgelagert auf Facebook: Ich mach’ ein Bild von mir und das ist dann meine Erfahrung, aber das ist jetzt nichts, was ich erlebt habe, sondern das sind Daten. Meine Erfahrung wird demnach reduziert auf Daten.

Da geht natürlich dieser performative Aspekt, der auch die Kunstwelt beherrscht in den letzten Jahrzehnten, verloren oder stellt sich auf ein anderes Podium. Deine Gedanken lassen mich jetzt auch irgendwie an Foucault denken, wenn man …
Ja! Über den habe ich ja auch dissertiert! Also Foucault ist ja genau meins, über den rede ich eigentlich auch implizit hier. (lacht) 

Alles klar! Dann ist es also auch kein Zufall, dass das bei mir Foucaultsche Assoziationen auslöst. Die neue Datengesellschaft als die neue Biomacht.
Ja genau, also Biomacht ist ja meine Dissertation gewesen! Vier Bücher zum Thema Biomacht bei Passagen kommen jetzt auch neu heraus, ist also ganz mein Thema!

Na, da hast du ja jetzt wieder etliche neue Anknüpfungspunkte mit der derzeitigen Situation!
Oh ja, du sagst es! Mehr als mir lieb ist. (lacht)

I can only imagine. Das ist jetzt eine andere Frage und hat auch etwas mit der Frage der Inspiration zu tun: Aber nachdem du ja so viele verschiedene Schreibmedien besetzt, Bücher schreibst, als Lyrikerin tätig bist, als Komponistin agierst und Opern regierst … mit welchem Medium von diesen vielen Medien willst du die Leute jetzt am liebsten konfrontieren?
Ich glaube mit Büchern. Also ich glaube, für einen bewussten Umgang mit Daten ist es jetzt wichtig, dass sich die Menschen kritisch mit dem Internet auseinandersetzen. Und quasi die Rückkoppelung zum Haptischen hin, zum Buch, das man in der Hand hat, wo man was anmalen, anstreichen, das man in die Badewanne mitnehmen kann. Ich glaub’, die Schere, die da so klafft zwischen der völlig abgedrehten »In-meinem-Hirn«-Welt und der haptischen Welt kann durchs Lesen geschlossen werden. Das Buch ist da so ein Reifmedium, wo ich mir wünschen würde, dass auch da ein neues Bewusstsein zustande kommt.

Absolut. Ich war auch etwa immer eine Verfechterin der Handschrift, nachdem es einfach etwas anderes mit dem Denken macht. Es erstellt einen viel direkteren Bezug zwischen sich selbst und seinen Gedanken. Eine ganz andere Frage, die beim Durchlesen deiner Biografie aufgekommen ist, nachdem du ja auch sehr aktiv in der Kinder- und Jugendliteratur tätig warst und bist: Was, glaubst du, »brauchen« Kinder und Jugendliche gerade?
Also ich mach’ gerade einen Schreibwettbewerb für Jugendliche, von der Pädagogischen Hochschule Niederösterreich, wo ich gerade unterrichte. Da haben wir morgen die Beiratssitzung und legen den Gewinner oder die Gewinnerin fest. Und ich bin begeistert! Ich habe diese Kinder, weil wir keine Schreibklassen haben durften, jetzt immer einzeln gecoacht und ganz ehrlich: Die brauchen gar nix! Die muss man lassen! Die haben von sich aus einfach schon so viele Ideen und so viele eigenständige … Also eine hat einen Text geschrieben über eine Frau, die aus der Zukunft, aus dem Jahr 2030 kommt, wo der Mensch erklärt hat, dass die Welt jetzt untergehen könnte, wenn’s sich jetzt nicht schleunigst ändert, und die beamt sich halt zurück in die Vergangenheit und warnt alle. Aber es ist so gut geschrieben, auch mit wissenschaftlichem … Also wie sie das Beamen beschreibt, da denk’ ich mir: Wo hat das 17-jährige Mädchen das her? Und auch mit so einer Weisheit. Die Protagonistin ist so mega taff und heißt Hope und ist in so ein Silbergewand gekleidet und bringt die Hoffnung und sagt den Menschen eben, was sie ändern sollen. Sie sollen in Afrika investieren und in Solarenergie. Ich seh’ das eher so: Man muss den Jungen nur den Raum geben, wichtig ist dabei halt auch so ein Ding von Gemeinschaft.

Ja, klar, so eine Isolation kann nicht gut sein für die Sozialisation von Kindern.
Ja, die brauchen das! Ich geh’ jetzt immer in den Park im Alten AKH und bin so glücklich, wenn ich sehe, wie Kinder noch zusammen spielen und im Baum klettern und wenn dann einer noch zu anderen Kindern vom Baum runterruft: »Wer seid’s denn ihr?! Aber haut’s euch dazu!« Mein Herz hüpft da immer! Auch bei mir um die Ecke im 17. Bezirk gibt’s so türkische Kinder, die da neben den Mülltonnen ihre Drachen steigen lassen. Natürlich wäre es schöner, wenn die einen eigenen Garten hätten, aber zum Glück suchen sich die Kinder eh immer irgendwo ihre Möglichkeiten!

Kinder finden sich ja immer ihre Wege.
Na ja, nur wenn man sie lässt!

Ich kann mir vorstellen, wie sehr es Kinder eben einzwängt, ständig im selben Kontext mit denselben Menschen zu sein. Andererseits fängt diese »Überfütterung« mit Dingen – Stichwort Datengesellschaft – schon bei Kindern an. Also könnte man’s vielleicht für manche Familien als gut betrachten, dass sie jetzt nur mehr auf minimale Standards zurückgreifen können! Vielleicht erobern einige Kinder sich dadurch auch diesen Raum zurück.
Also ich denke es ist immer wie alles: Die G’scheiten werden g‘scheiter und die Dummen werden noch dümmer. Das ist in Krisen so und das ist mit guten Dingen so, das ist so eine Lebenshaltung, glaub’ ich. Die Gesunden werden jetzt noch gesünder werden und die, die eh schon krank im Hirn sind, die bringen jetzt in der Isolation ihre Frauen um, also krass formuliert jetzt.

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Ich mein’, bei der Gewalt gegen Frauen liegst du ja wirklich nicht falsch.
Jap. Na ja. Die Aggression brodelt natürlich, wenn man so aufeinandersitzt halt umso mehr.

Man sieht das Bedürfnis nach fehlender anderer menschlicher Nähe ja auch allein, wenn man die letzten zwei Freitage etwa am Donaukanal entlanggefahren ist.
Ja, voll. Also was bei mir z. B. neu ist: Nachdem ich jetzt so viel zoome, passiert’s oft, dass ich in der Nacht manchmal einfach nicht schlafen kann, und dann geh’ ich für so fünf Stunden nachts einfach durch die Stadt. Da hab’ ich mir z. B. neulich von einem Bulgaren, von einem Fremden, eine Pizza zahlen lassen, weil ich einfach mit irgendwem reden wollte! Oder hab’ dann auch mit einer uralten halbdementen Frau, die mit ihrem Hund Gassi geht, dann auch geredet, weil sonst halt niemand da war. Das ist schon spannend, wie sich so irgendwie die ganzen Dinge verschieben.

Ich bin auch letztens das erste Mal in einer Runde mit »fremden« Menschen zusammengesessen und hab’ mir auch gedacht: mir fehlt dieser Diskurs so! Ich mein’, natürlich treffe ich schon seit geraumer Zeit meine engsten Freund*innen etc., aber am meisten fehlt dieser Diskurs mit neuen, »fremden« Menschen, der für mich auch irgendwie die Essenz des Dialogs darstellt, indem du dich wirklich darauf einlassen musst, was der andere sagt, weil du ihn*sie eben nicht kennst.
Bei mir ist da das Glück, dass ich so ein paar Leute am Kutschkermarkt hab’, da verkauft der Radek Knapp, ein Freund mir, Marmelade und der hat ein paar und auch teilweise polnische und so Aus-aller-Welt-Leute, die immer wieder zu ihm kommen. Das ist dann halt so ein Vernetzungsding. Und ich komm’ da jetzt jeden Samstag hin. Ich mein’, natürlich skype ich mit vielen Leuten und rede und hab’ neue Inspiration, nur es ist alles so nicht zum Angreifen, keine Welt zum Angreifen! Da bin ich schon richtig ausgehungert zum Kutschkermarkt gegangen! Sei es jetzt eine Italienerin, die was einkauft und mir kurz aus ihrem Leben erzählt, oder eine Russin oder ein alter polnischer Krimi-Autor, der kurz da ist … Es brauchen auch nur 10 Minuten sein!

Eine letzte Frage vielleicht noch, die jetzt nicht so situationsspezifisch ist, aber: Was war denn der Plan für dich, was du werden willst, und wie hat sich das im Laufe der Zeit entwickelt, dass du Schriftstellerin geworden bist? Du hast ja einiges Verschiedenes gemacht!
Also Plan gab’s da eigentlich nicht wirklich einen. Ich liebe ja Musik, habe sie immer geliebt. Ich wollte singen und komponieren, hab’ aber immer auch geschrieben, hab’ Lyrik immer geliebt. Also es war eher so eine Hinwendung zum Klang! Dann hab’ ich halt irgendwie Komposition studiert, weil ich da die Aufnahmeprüfung geschafft hab’. Ich habe auch überlegt, Oratorien zu machen, aber da hat der Lehrer gemeint, na, da nimmt er mich nicht, aber beim Musical tät’ er mich nehmen, aber das hat mich nie interessiert. Aber in der Komposition haben sie mich wirklich ordentlich verbogen.

Verbogen?
Ja, also das war ganz furchtbar, das Studium! Also toll, weil ich unglaublich viel gelernt hab’, aber es hat mir wirklich alles hin gemacht an der Liebe zur Musik und deswegen habe ich mich dann ganz bewusst davon abgewandt und geschrieben. Also zuerst wirklich nur, um mich seelisch auszutoben. Und durch Zufall wollte das dann jeder machen!

Wie meinst du das?
Na ja, da hat halt jemand den Text gelesen und gesagt: »A ja, die Reyer, die kann ja schreiben!« Und ich sagte halt: »Ich studiere ja eigentlich Komposition, aber okay!« Aber ich habe darüber halt auch nie nachgedacht. Ich habe geschrieben, teilweise wegen dem Komponieren, weil die Energie eben anders herausmusste. Und dann hat plötzlich der was machen wollen, die was machen wollen, das eine, das andere … da habe ich mir gedacht: Gut, ja, dann ist es das! Also Plan in dem Sinne gab es eigentlich nie.

Ich glaube, ich habe Plan eher deswegen gesagt, weil in unserer Generation die Idee, einen »Plan« zu haben, anscheinend das Nonplusultra darstellt. Also es wäre schön, mal ein »vom Plan abkommen« zu porträtieren. Ich seh’ die Frage eher als: Was war deine erste Idee, was du machen willst, und wie hat sich das dann verändert?
Also als ganz kleines Kind … Musik und Sprache waren wirklich immer schon da und super spannend für mich. Ich habe immer viel gelesen, davor halt ständig Bilderbücher angeschaut. Ich hab’ auch damals schon im S-Verlag meine Geschichten geschrieben. Also S für Sophie Reyer! Aber mein ganz erster Wunsch war, dass ich Detektivin werden will. Aber im Endeffekt schreibe ich ja auch jetzt Krimis, von daher ist das Schriftstellerische ja auch so etwas wie Detektivarbeit. Dieses Suchen und Hinterfragen! Was auch immer wieder war, war, dass ich ein Vampir sein wollte! Ich beschäftige mich ja auch ganz viel mit Monstern und Zombies und diesen ganzen Märchen … Jedenfalls war das irgendwie so früh angelegt. Aber nie jetzt so als Plan.

Ich denke mir auch: Manchmal sollten die Leute sich mehr trauen, einfach mit dem zu gehen, was kommt. À la »go with the flow«.
Ja, ich glaube auch, das ist das Gesündeste.

Also natürlich, wenn man die Möglichkeit dazu hat.
Ja, na klar. Aber ich hatte auch nie diesen »Initiationsmoment«, von wegen es passiert was ganz Schlimmes und dann beginne ich zu schreiben. Ich hatte das immer. Deswegen habe ich das auch nie hinterfragt oder konzipiert. Das war einfach immer ganz natürlich da. Z. B. mein Bruder hatte das gar nicht! Es hat ihn einfach nicht interessiert.

Noch eine Frage zum Schreiben: Einige haben produktive Schaffensphasen und dann wieder monatelang nicht. Andere zwingen sich zu einer kontinuierlichen Schreibpraxis und geben das als den Grundstein ihrer Produktivität an. Wie ist es bei dir?
Also ich glaube, da gibt es keine Regel bei mir … Aber ganz ehrlich: Ich schreib’ immer. Ich brauch’s einfach immer. Ich liebe es und kann es auch immer. Ich hau’ aber auch immer viel weg, was mir aber wurscht ist! Es wird nicht alles gut, aber ich bin permanent am Schreiben!

Dann ist wohl bei dir der »continuity-approach« der fruchtbare!
Es macht so Spaß, ich kann nicht anders! Das ist ja das Allerschönste!

Link: https://sophiereyer.com/

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Text
Ania Gleich

Veröffentlichung
25.05.2020

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