David Sylvain
David Sylvian & Stephan Mathieu

»Wandermüde«

Grönland/Good To Go

Feierliche Strahlkraft, gleichsam laaangsames Abheben, Gleiten und Schweben durch Raum und Zeit, Music Space d’Ameublement, Satie ins All gebeamt. Besonders schön hört sich das im Opener »Saffron laudanum« an, doch der auf einmal songlose David Sylvian ist nicht wirklich zu greifen. Vielmehr hat Stephan Mathieu sich des Materials von Sylvians 2003 erschienenem Album »Blemish« angenommen und verzaubert die Gitarrenpassagen und Drones daraus in ein Multiversum aus Raumklang. Ein Soundtrack für das freie Schweben von Kosmonauten in Galaxien ist das nicht, sondern klingt eher wie ein Verlassen der Seele aus geschundenem Körper. Oder besser noch: Wie ein Hinter-sich-Lassen von persönlichen Krisen. »Blemish« trägt an sich Katharsis in sich, denn Sylvian steckte damals tatsächlich im Umbruch, in dem seine Gitarrenimprovisationen und Soundexzerpte von Christian Fennesz bis Derek Bailey die Entstehung einer äußerst persönlichen Lyrik begünstigten. Übersetzt heißt »Blemish« ja Makel, und Mathieu nutzt die Quelle von Fehlern im Klang sehr produktiv. So sehr, dass der Rezipient gar nicht mehr vermeint, solche zu hören, sondern so etwas wie eine beinah live umgesetzte Transformation. Besonders klasse zu erleben, wenn sich Mathieu mit Fennesz irgendwie noch im räudigen Zustand befindlichen Stück »Decelaration« befasst. Das Album mag zwar »Wandermüde« heißen, doch Engelsflügel heben in einen Aggregatszustand des klanglichen Glückerlebens.

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