Juju Rogers © Juju Rogers / Negroman © Anton Pfurtscheller

Black History Month Tour mit Juju Rogers und Negroman

Juju Rogers und Negroman kommen am 14. Februar 2020 in das Werk Wien, um mit den Wiener*innen »Black History Month« zu feiern. Damit wir da nicht völlig unvorbereitet hingehen, gibt’s auf skug eine Schwarze Geschichtsstunde.

Am 14. Februar 2020 gastieren Juju Rogers und Negroman im Rahmen ihrer »Black History Month« Tour, die sie nicht nur ein, sondern gleich zwei Monate lang von Anfang Februar bis Ende März von Deutschland über Österreich bis in die Schweiz führt, auch in Wien. Den Titel haben die beiden deutschen Rapper mit afrikanischen Wurzeln aus Gründen gewählt, die Juju Rogers auf Facebook ausführt: »1. Giving black people one month out of twelve is simply ridiculous. It’s insane. It’s crazy. A scam it is! 2. We would like to deconstruct HIStory and make sure we acknowledge HERstory as well. Toxic masculinity is bullshit and must be destroyed in order to become a liberated people! 3. We are advocates of a new phase inna Germoney. Loud, rebellious and proud of our heritage!«

Schwarze Geschichte in Deutschland
Der Black History Month wird in den USA und Kanada seit 1970 jährlich im Februar abgehalten und wurde als Feierbewegung Schwarzer Geschichte in den Vereinigten Staaten 1926 von Carter G. Woodson initiiert. Ziel war es, die breite Öffentlichkeit auf den Beitrag von Afroamerikaner*innen zur Geschichte, Kultur und Tradition des Landes aufmerksam zu machen. Auch in Deutschland wird der Black History Month seit den 1990er-Jahren gefeiert, hat aber bislang noch einen niedrigeren Stellenwert. Einerseits, weil die Schwarze Bevölkerung eine vergleichsweise geringe Minderheit darstellt, andererseits, weil ihre Ursprünge anders verortet sind, v. a. im deutschen Kolonialismus und in der Zuwanderung aus afrikanischen Staaten, aber auch aus den USA. Gerade im HipHop gibt es aber eine zunehmende Anzahl von afrodeutschen bzw. afroamerikanisch-deutschen Künstler*innen, die Musik als Plattform nutzen, um Aufmerksamkeit für die Errungenschaften von Schwarzen Menschen auch für die deutsche Kultur und Geschichte zu schaffen. Hier kommen Juju Rogers und Negroman ins Spiel, die mit ihrer aktuellen Tour nicht nur musikalische, sondern auch politische Inhalte transportieren wollen – wie sie es auch in ihrer Musik tun.

Negroman – »Cuck« (Sichtexot)
Negroman veröffentlichte sein selbstbetiteltes Debütalbum 2016 und reihte sich damit, wie fast alle Sichtexot Acts, unter die Top 25 in Sachen Deutschrap ein. Auch wenn sich das Genre in eine zunehmend »poppige« Richtung entwickelt, bleibt er auf dem zweiten Longplayer seinen Sample-lastigen Beats treu und ist textlich weit entfernt vom stupiden fünffachen Wiederholen eines Wortes. Auf »Cuck« geht es, wie der Titel schon ahnen lässt, vermehrt um sexuelle Themen, Negroman schafft jedoch den Mix aus Lebensgeschichte und Liebesgeschichten, ohne dabei peinlich zu wirken. Dass das Album ohne Features auskommt, ist nicht überraschend, gibt es doch auf diesem Level nur wenige Musiker*innen, die mithalten können. Inhalte sind neben Romanzen auch Kritik am Konsum, Support für die Heimatstadt (Mainz) und Gedanken, die einem nachts so durch den Kopf gehen – egal ob nüchtern oder unter Drogeneinfluss. »Cuck« fühlt sich an wie ein Abend mit Freund*innen, die ihre Storys erzählen, während im Hintergrund entspannte Beats laufen, die das atmosphärisch perfekt untermalen.

Juju Rogers – »40 Acres N Sum Mula« (Jakarta)
Im ersten Moment wirkt die Kombo Negroman und Juju Rogers etwas seltsam, wenn man aber in sein neues, drittes Album »40 Acres N Sum Mula« eintaucht, ergibt sie schnell Sinn. Sofort kommen einem wieder SXTN oder Akua Naru in Erinnerung, deren Mischung aus souligen Beats und Alltagsgeschichten Juju ins Jahr 2019 transportiert. Trotz seiner deutschen Herkunft (Schweinfurt), sind bis auf »Identity« alle Lieder auf dem Album englisch. Dabei merkt man aber auch, dass es egal ist, in welcher Sprache Juju Rogers singt – die Message bleibt klar und regt zum Nachdenken an. Es geht um »Mula« und den »Real Shit« – Geld regiert die Welt und als Mindestlohnarbeiter*in wird dir Tag und Nacht vom neuesten Scheiß erzählt, den du kaufen und besitzen musst, dir aber nie leisten können wirst, ohne dich in Schulden zu stürzen. Wenn dann noch Textzeilen wie »Mama always told me I ain’t different, I’m special« vorkommen, beginnt man als privilegierte*r weiße*r Mitteleuropäer*in nachzudenken, was es eigentlich heißt, als vermeintlich »Fremde*r« in einer »modernen« Gesellschaft aufzuwachsen.

Die »Black History Month« Tour bringt Juju Rogers & Negroman am Freitag, dem 14. Februar 2020 in das Werk nach Wien, mehr Infos dazu gibt’s hier.

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