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Uri Caine

»Rhaspody In Blue«

Winter & Winter

Dass Uri Caine auf George Gershwin trifft, war längst überfällig, schreibt Labelchef Stefan Winter sinngemäß. Da ist etwas Wahres dran, so wahr, dass es schon fast zu erwartungsgemäß ist. Uri Caine wurde vor über 15 Jahren mit seinen Gustav-Mahler- und Richard-Wagner-Ûberarbeitungen bekannt. Mahler nicht bloß zu verjazzen, sondern auch noch dessen jüdischen Wurzeln spielerisch nachzugehen (Caine stammt ebenfalls aus einer jüdischen Familie), ihn sozusagen aufzuklezmern, was vielfach auch als musikalische »Dekonstruktion« verstanden wurde, war schon äußert keck – und vor allem sehr gelungen. Auch Gershwin hat jüdische Wurzeln, und einige Klezmer-Anspielungen klingen bei Uri Caines Ûberarbeitung der »Rhapsody In Blue« gelegentlich durch. Insgesamt aber erzeugt die Verjazzung von Gershwins berühmter Jazzsymphonie weitaus weniger Ûberraschungsmomente als ein zu Klezmer-Rhythmen angerempelter Mahler. Aber dieses bloß Erwartungsgemäße ist angesichts der Virtuosität und Spielfreude, die hier über weite Strecken herrscht, ein zu vernachlässigender Wermutstropfen. Und weil gar so großartig, also bitte schön auch erwähnt: Ralph Alessi an der Trompete, Jim Black an den Drums, Joye Hammann an der Violine, Mark Helias am Bass und Chris Speed an der Klarinette. Der zweite Teil der CD ist den Gershwin-Hits gewidmet, zum Teil gesungen von Theo Bleckmann und Barbara Walker, die sich wunderbar in das großartig aufspielende Uri Caine Ensemble einfügen. Dass man sich bei einem dutzendfach von Jazzlegenden eingespielten Klassiker wie »They Can’t Take That Away From Me« eher für’s Blödeln als für die Stilsicherheit entschieden hat, zeigt letztlich nur, dass man eben ganz genau weiß, was man hier tut. Fazit: Herrlich unbekümmert, herrlich kompetent. Ein Vergnügen.

Home / Rezensionen

Text
Curt Cuisine

Veröffentlichung
25.10.2013

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