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The Thing

»Again«

Trost Records

Von null auf hundert in nullkommanix startet der neueste Streich der drei Viecher von The Thing. Gleich auf dem ersten der drei Stücke, »Sur Face«, ballert Nilssen-Love im Turbomodus – und genauso schnell kühlt es wieder ab und wird balladesk. Mats Gustafsson von der gefühlvollen Seite, klagend-melodiös, dann ein kleines Solo-Intermezzo von Bassist Ingebrigt Håker Flaten. Wohin nur soll es gehen? Das Duo aus Bass und Saxophon kann die Spannung nicht wirklich halten, irgendwas stimmt mit den Übergängen nicht so richtig. Jetzt aber. Was für ein Hin und Her, wie in einem Fußballspiel. Saxophonsolo! Erstmal noch ein Schlagzeugsolo, bevor es – wieder Spannungsabriss – in groovige, grölende, fette Frei-Yatz-Gefilde wechselt, um dann langsam auszuklingen. Etwas mehr als zwanzig Minuten hat das erste Stück und in diesen passiert einiges, mitunter sehr Schönes, jedoch fällt die Spannung immer wieder auf einen Tiefpunkt, was etwas nervt.

Beim zweiten Track versuchen sie sich in einer Neuinterpretation von »Decision in Paradise« von Frank Lowe. (Fun Fact: Im selben Jahr wie das Original erschien der Science-Fiction-Klassiker »Back to the Future«. Zufall oder Zeitreise?) Die vorige Ruhe nehmen sie wieder auf und es dauert etwa zwei Minuten, bis Joe McPhee auftaucht, der den Part Don Cherrys einnimmt, der die Trompete auf Frank Lowes Original spielte. Genüsslich pustet er in seine Taschentrompete, eine zwielichtige Atmosphäre entsteht, Nilssen-Loves Geklapper auf den Trommeln tut ihr Übriges. Irgendwann kommt Gustafsson ins Spiel, fällt wieder durch harmonisches Spiel auf, es passiert etwas. Und dann ist es schon vorbei. Okay. Das Original überzeugt eher.

Track Nummer drei: der beste, »Vicky Di«. Das bekannte und immer zielführende Nilssen-Love’sche, rockige, maschinenpistolenartige Dauerfeuer treibt bis zum Ende. Kompakt, dicht, richtig schöne Saxophonarbeit, etwas Sound vom Elektro-Bass, eine kurze Finte und dann im Sprint frisch und mit Lieblings-The Thing-Sound – tragendes, punkiges Schlagzeug, leicht brötziges, Klagemelodien schreiendes Holzblasinstrument – in die Halbzeit. Nicht ganz eine Halbzeit dauert das Album insgesamt (~38 min.), man hört es aber gerne »Again«. Prädikat: Qualitätsmusik mit Abstrichen.

Home / Rezensionen

Text
Lutz Vössing

Veröffentlichung
15.05.2018

Schlagwörter

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