Chen Yi ist wahrscheinlich das beste aktuelle Beispiel für Geschichtskittung: Bei praktisch jedem Track drängt sich die Frage auf, ob das denn nun uralt oder total modern sei. Chen Yi war eine Londoner Kommune, die sich 1978 gründete, 1981 einige Demos veröffentlichte und ein Jahr später einen Vertag mit John Peel für eine »Session« genauso in der Tasche hatte wie einen mit CBS. Das Label entschied sich aber anders, und so war es an einem der Söhne der Kommunarden, diese gut 25 Jahre alten Skizzen, Entwürfe und rohen Stücke wieder ans Licht zu bringen. Wie das klingt? Sagen wir’s mal so: Chris & Cosey, frühe Cabaret Voltaire und The Bridge (Robert Rental/Thomas Leer) scheinen sehr populär gewesen zu sein. Da bolzen die Rhythmusboxen im kruden, supertrockenen Takt, distortion-verzerrte Stimmen, abwürgende Slide-Gitarren, krachige Soundcollagen voll genialem Dilettantismus, kurioserweise aufgenommen mit einer damals der teuersten Studiotechnikverfahren. Gutes Soundfutter, nicht nur für Gigolo-Rec.-Fans. Derbes Teil, steht in der Plattenbox zwischen The Normal und Minimal Man.