Zwar liegt der Sitz dieses Labels in einem Apartment (B-1) in Hiroo im hippen Tokioter Stadtbezirk Shibuya (Bild und Ton dazu laufen bereits in meinem Kopf), wie man aber auf dem zweiten Album von Serph hören kann, gleicht es offensichtlich einer jazzigen Lounge. Während die Pariser Jazzgeschichte hinreichend und auch sehr gut dokumentiert wurde, harren hierzulande viele der zentralen japanischen Jazzmomente noch ihrer Entdeckung (dabei gab es von Anfang an in allen Stilen und Epochen jede Menge phantastischer MusikerInnen, wie sich auch im ganzen Land Hunderte von einschlägigen Bars und Clubs, also »jazz kisa« finden). Ich schweife bereits ab, weil Serphs Musik mich überglücklich macht, einen roten Sonnenmond aufgehen lässt und viele Erinnerungen weckt, Geschmäcker, Bilder, Emotionen und Gedanken heraufbeschwört. Der Ansatz, den Serph wählt, besteht gewissermaßen darin, uns an der Hand zu nehmen, uns zu sagen: Komm mit – öffne deine Augen und Ohren, öffne dich! Für mich ist dieses Album nicht bloß ein Soundtrack, sondern ein echter und tiefer Ausdruck des Gefühls, in den Straßen Tokios zu sein und die Musik der Stadt zu hören. Manche Aufnahmen zaubern ein Lächeln auf unser Gesicht, sind feinsinnig, warm und ideenreich – diese hier ist es auf jeden Fall. Beautiful-san.
Serph
»Vent«
A-Musik
Text
Alessandro Barberi (Übersetzung), Noël Akchoté
Veröffentlichung
06.09.2011
Schlagwörter
1984 Records
A-Musik
Musson/Noble/Sanders
Serph
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