Köner und das Klavier. Aufgeräumte, leere und beizeiten frostige Sound- und Bildlandschaften im vollen Ambient-Schwarz-Weiß-Cinemascope sind ja quasi seine Markenzeichen; siehe etwa bereits »Permafrost« (Barooni, 1993) und so konzise Arbeiten wie »Novaya Zemlya« (Touch, 2012). Ähnlich wie dort ist auch für diese CD eine Langsamkeit angesagt, die beinahe erdrückend wirkt. Köner untersucht auf dem in vier ›Sätze‹ geteilten, 68-minütigen Stück »Tiento de las Nieves« Klang- möglichkeiten ausschließlich des Klaviers, die Basics dazu stammen vom sogenannten Tiento, einer Improvisationsvariante für Tasteninstrumente aus dem spanischen Barock. Da Köner immer sehr konzeptuell arbeitet, müssen auch Fragen nach den Produktionsbedingungen mitverhandelt werden. Umso eigenartiger, dass auch hier der Polarforscher Fridtjof Nansen eine wichtige Rolle der Inspiration zu spielen scheint. Wie passt das also zusammen? Schon klar, mit Referenzen Richtung Cage oder Brian Eno hätte Köner kein Alleinstellungsmerkmal. Vielleicht noch irgendwie à la Terre Thaemlitz? Obwohl das so ebenfalls natürlich nicht stimmt. Denn man kann Köners Releases durchaus unterstellen, dass die Schaffung von Distanz eine kompositorische Grundüberlegung anzeigt. Aber ich habe nicht das Gefühl, dass es bei »Tiento«, auch wenn zwar um die Verhältnisse zwischen den Tönen, es aber weniger um die Abwesenheit der Klänge via Klänge geht. Das Klavier von Carl Czernys Ûbungsschule und dem »Wohltemperierten Klavier« abwärts auseinanderzunehmen, so wie es der Pressetext erläutern will, erschließt sich mir einfach nicht. Den Konzeptballast zur Seite gerückt, ist Köners aktuelles Werk, verglichen zu seinen sonstigen Arbeiten, zwar eine ambitionierte, am Ende indes doch recht gefällige Studie für ultrareduziertes Klavierspiel. Da hätte man sich etwa Zeitkratzers Reinhold Friedl ins Boot holen können. Urteilen Sie selbst.