Die Fussball-WM in Südafrika und das Ensemble Konono No. 1 haben sicherlich einen großen Einfluss darauf gehabt, afrikanische Musik in (Mittel-)Europa (wieder) populär zu machen. Terrie Ex von The Ex hat mit seiner »Africa Series« ebenfalls zur Popularisierung vornehmlich äthiopischer Musikstile beigetragen. Der deutsche Perkussionist Sven Kacirek hat nun auf seiner zweiten Platte für Pingipung seine musikalischen Forschungsreisen nach Kenia für das Goethe Institut in Nairobi in einem 15-teiligen Kompendium zusammengestellt. Ob Sessions, Fieldrecordings oder nachträgliche Studiobearbeitungen: »The Kenya Sessions« verfällt nie dem postkolonialen Mitleidsblick oder der Romantisierung Afrikas als sozusagen Mutterland des Rhythmus. Denn Kacirek ging es nicht um ein Herausdestillieren von Originalen – wie auch im zyklischen Denken afrikanischer oral culture – sondern um eine Musik, die kenianische Musik auf Metaebene verhandelt: Ob eine Aufnahme eines Volksfests mit Vuvuzelas oder Tracks mit der kenianischen Sängerin Ogoya Nengo, über die sich das virtuose Schlagzeug- und Marimbaspiel Kacireks türmt. Eine CD, die sich bestens mit Aufnahmen von Mulatu Astatke oder 1960-er-Jahre-Minimalismus versteht und lustvoll zwischen den Stilen changiert. Ausführliche Linernotes des Musikjournalisten Goetz Steeger lassen den Entstehungsprozess jeder Nummer Revue passieren. Irgendwo zwischen Easy Listening, Jazz und historischen Vorstudien zu Techno. Eine Platte, die man mit gutem Gewissen wirklich jedem empfehlen kann.
Sven Kacirek
»The Kenya Sessions«
Pingipung
Text
Heinrich Deisl
Veröffentlichung
19.06.2011
Schlagwörter
386 DX
A-Musik
Dial/Kompakt
Pingipung
Sven Kacirek
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