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Arvo Pärt

»Symphony No. 4«

ECM New Series

Geheimnisvoll und leise hebt die »4. Symphonie« (2008) des berühmtesten Esten an, tiefe Saiten werden angeschlagen, darüber Trauerweidenstreicher, der selige Schmelz und beginnende Strahlenglanz der Los AngelesA Philharmonic unter Esa-Pekka Salonen lauert. Und gigantisch bäumt es sich erstmals, himmelsstürmend, ab der sechsten Minute, begleitet von beschwörenden Glocken, fein ausbalanciert. Um dann gleich wieder in trüber Stimmung zu baden, hingebungsvoll schluchzen die Violinen, und glorreich grundeln die Bässe. Solch ein Innehalten und langsam von statten gehender Aufbau rinnt bei Pärt flie&szligend über in den zweiten Satz, wo sich kurz eine andere Motivik reinschiebt, und nach einem Grollen kurze Lichtblicke auftun, ehe das Orchester wieder in langgezogenen Melismen versinkt, die in den dritten Satz überleiten. Ab Minute sieben rafft es sich kurz – wundersam kratzen die Geigen – wieder in lichte Höhen auf, verliert sich dann in leisen Nuancen und haucht allmählich das Leben aus. Man merkt den ?bergang zu Chorgesang kaum und doch ist dieser schlüssig, weil ein »Kanon an den heiligen Schutzengel« auch Ausgangsbasis der »Los Angeles« untertitelten Symphonie ist. Dank seiner simplen, glasklaren Klarheit durchdringen die Fragmente vom »Kanon Pokajanen« (1997) des Estonian Philharmoic Chamber Choir unter Tonu Kaljuste Mark und Bein. Hierauf bilden Kirchentexte slawischer Sprachen die Grundlage und der Kreis schlie&szligt sich. Arvo Pärt hat seine tragisch klingende Vierte Mikhail Chodorkowsky gewidmet und betont, obwohl einst unter der Sowjetmacht drangsaliert, nicht die politische Dimension im Konnex mit dem autokatischen Putin-Regime, sondern den moralischen Triumph und sieht dieses Werk als »Verbeugung vor der starken Kraft des Geistes und der Würde des Menschen«.

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