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Beth Ditto

»s/t«

De Construction

Beth Ditto begibt sich auf Solopfade. Es gab schon schockierendere Pop-News. Ihre Bühnenpräsenz, ihr Hang zum Glamour, das, nicht immer bekleidete, Zieren auf Magazin-Covern, ihr Hinterteil auf Hansi Hinterseer (wer wollte noch nicht ??) – die Zeit war wohl reif für eine stärkere, musikalische, Fokussierung auf Ditto als Person. Nicht dass der Erfolg von The Gossip nur von ihr abhängig wäre, wie in manchen Magazinen angedeutet wird. Die musikalische Unterlage, die von ihren beiden MitstreiterInnen Brace Paine und Hannah Billie geliefert wird, ist nicht gerade ohne. Ihre relativ einzigartig ausdrucksstarke Stimme ist es, der ein musikalischer roter Teppich ausgerollt werden soll. Die House-Beats, von den Produzenten Simian Mobile Disco für die Aufnahme beigesteuert, sind gerade zu ergiebig für Dittos Soul-Stimme, die sie als Solokünstlerin stärker ausspielen kann. Dabei streben Simian Mobile Disco als Produzenten wenig Innovation an. Sie ordnen ihre Produktion schlichtweg Dittos Gesang komplett unter. Das Video zur Single »I Wrote The Book« ist in schwarz-wei&szlig gehalten und nimmt nicht gerade wenig Anleihe bei Madonnas »Justify My Life«, nur halt ohne den Skandal. Es tanzen hübsche Männer um die madonnesque geschminkte Ditto, die als Solokünstlerin wesentlich eitler agiert. Auf dem EP-Cover muss man zweimal hinsehen, um sie zu erkennen. Die Amerikanerin wirkt allgemein koketter als bei The Gossip. Ihre Stimme ist vor allem in »Good Night, Good Morning« und »Do You Need Someone« nicht weit entfernt von einer Whitney Houston, die angeblich eine gro&szlige Inspiration für sie darstellt. Derartiger Kitsch liegt ihr zum Glück aber fern. Die Texte sind sehr dicht und ähnlich zu The-Gossip-Lyrics, vielleicht mit ein wenig mehr Glamour Life, wie im angesprochenen »Good Night, Good Morning«. Mary Beth Patterson, so Dittos bürgerlicher Name, ist anno 2011 nicht gerade unberühmt. Sie will aber defintiv mehr. Ihr Anspruch dürfte der einer gro&szligen Soul-Diva mit der Performance-Fähigkeit einer Madonna sein. Sie möchte ihre Person noch stärker als Marke etablieren. Möge es ihr gelingen. Bei ihrem Vorhaben sollte sie aber nicht ihren sprichwörtlichen Hintern im Gesicht der oberflächlichen Society entfernen. Der soll bitte bleiben, wo er ist. Das Video zu »I Wrote The Book« deutet ansatzweise in eine andere Richtung.

Home / Rezensionen

Text
Daniel Roy

Veröffentlichung
27.04.2011

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