Sind Konzerte, Clubabende und Festivals letzte verbliebene Möglichkeiten aktiver Popkultur-Gestaltung? Mit welchen Situationen, Sachzwängen, aber auch Chancen sind Musik-Veranstaltungen und -VeranstalterInnen abseits des Mainstreams konfrontiert?
skug hatte sich letzten Oktober zur Ausgabe #100 in Form eines Symposiums mit Popjournalismus und -kritik beschäftigt. Zum 25-Jahres-Jubiläum ist der Fokus auf ökonomische Zusammenhänge mit Popkultur gestellt. Dabei geht es auch um das Zusammenwirken von Musikindustrie und Live-Business. Anlässlich der Buchpräsentation »10 Jahre Elevate« lag es nahe, mit dem Elevate gemeinsame Sache zu machen und sich die Gesellschafts- und Kulturlandschaft in Form von Musik-Veranstaltungen genauer anzusehen.
Seit einigen Jahren grassiert eine immer heftiger werdende Gratis- »Kultur«. Ob Musik, Magazine oder Events: Masse statt Klasse scheint die Parole zu sein, um in dieser beinharten Ökonomie der Aufmerksamkeit bestehen zu können. Aber Kulturvermittlung kostet. Nur zu oft müssen geringe Budgets durch Selbstausbeutung kompensiert werden. Das ist zwar nicht neu, wird aber immer dringlicher. Während mit Musik kaum mehr Aufmerksamkeit zu machen ist und Verhältnisse im Kulturbereich immer prekärer werden, floriert der Live-Sektor. Was heißt das für Organisatoren, Publikum und Künstler? Was hat Party mit Politik zu tun?
Diese von Elevate und skug organisierte Diskussionsrunde stellt Fragen nach Arbeitsbedingungen und Gestaltungsmöglichkeiten von Live-Events im Kontext kulturpolitischer und popkultureller Herangehensweisen. Woran bemisst sich heutzutage, wie Festivals Effekte politischer und popkultureller Vermittlung nach sich ziehen? Brauchen wir das überhaupt noch? Wie könnte selbst- verwaltetes Event-Management aussehen? Wie reagieren auf steigende Produktionskosten bei sinkenden Kulturbudgets? Wie stehen Community-Building und Flexibilität zueinander? Wie kann 2015 über Musik-Events als politische Utopie, soziokultureller Gegenstand und künstlerisches Konzept gesprochen werden?
Die Podiumsgäste sind seit vielen Jahren als Veranstalter, Organisatoren oder/und Kulturarbeiter tätig. Nach einer Runde mit Statements bzw. Impulsvorträgen findet eine Roundtable-Diskussion statt.
Gäste:
Simon Hafner
Christian König
Bianca Ludewig
Shilla Strelka
Heinrich Deisl (Moderation)
Beiträge für »Ein Handbuch Für Morgen – A Manual For Change. 10 Jahre Elevate« (Falter Verlag) kommen von Vandana Shiva, John Holloway, Naomi Klein u. a.
Buchpräsentation ab 18:30.
In skug #103 gab es einen von David Višnjić organisierten Schwerpunkt zur aktuellen Situation von Graz anhand dreier Texte. Die Zusammenstellung des Specials »Kulturverbotsstadt Graz« findet sich hier.
Das Elevate findet heuer von 22. bis 26. Oktober statt.
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Heinrich Deisl ist skug-Chefredakteur, Bereichsleiter für Kunst + Kultur beim St. Pöltner Campus & City Radio 94.4 und Sendungsgestalter für »Zeit-Ton« (Ö1). Er veranstaltete vier Jahre den Salon skug und war bei etlichen Festivals in Presse und Organisation dabei. Vorträge an Universitäten wie in Clubs, Lehrtätigkeiten, Dissertant bei Diedrich Diederichsen an der Akademie der bildenden Künste Wien.
Simon Hafner ist Vorstandsmitglied der IG Kultur Steiermark und langjähriger Mitarbeiter des Elevate-Festivals. Unter seinem Musiker- und DJ-Alias Simon/off veröffentlichte er Platten u. a. auf Immerse Records. Auf Radio Helsinki gestaltet der mit der Crew von disko404 die gleichnamige Musik-Sendung. Er war einer der Leiter der im Frühling 2015 für den Gemeinderat erstellten Bedarfserhebung Kunst und Kultur in Graz.
Christian »Dent« König ist seit 25 Jahren Musikarbeiter im Dienst der guten Sache. DJ, DIY-Promoter, Texter und zuweilen Instrumentalist. Er ist seit den frühen 2000ern Mitveranstalter und -booker des Soundkollektivs commandyoursoul und Betreiber der R’n’B-Clubs Gumbo! und Savage Kicks, Redakteur bei »malmoe« und skug und gestaltet auf Radio Orange 94.0 die Reihe »Electric Plateaus«.
Bianca Ludewig schreibt als Expertin für Electronic Dance Music ihre Dissertation über Festivalkultur bei Peter Wicke und ist dafür zwischen praktisch jedem Festival in Europa und der Universität Innsbruck sowie der Humboldt Universität in Berlin unterwegs. Als Radio-DJ gestaltet sie die Sendung »Wise Up! – Geschichten und Legenden um Musik« über Bass Music, HipHop und Gender.
Shilla Strelka ist Kuratorin der Reihe Struma + Iodine und hat unlängst das einwöchige Musik- und Kunstfestival Unsafe + Sounds durchgeführt. Wenn sie als DJ Inou Ki Endo mal nicht experimentelle und heavy Bass Music auflegt, organisiert sie Events an den Schnittstellen von Musik und Kunst. Sie ist Musik- und Filmkritikerin bei skug, »Rokko’s Adventures«, sixpackfilm, Editions Mego u. a.