Ach ja, der Salon skug, das ist schon eine Mischung. Wer als Linke*r durchs Leben geht, lässt sich ja nicht gern dabei erwischen, sich selbst oder anderen »naiv« zu erscheinen. Dennoch lieben wir Revolution und alles, was sich ein bisschen so anfühlt. Gehen Hundertausende Menschen im Iran auf die Straße, streifen Frauen ihre Kopftücher ab, dann keimt das zarte Pflänzchen Hoffnung. Denn der Kampf, der hier gekämpft wird, betrifft uns alle. Die glasäugige Fratze der, insbesondere religiösen, Repression lugt allerorten aus dem Halbdunkel hervor. Sie kurzfristig mit der Taschenlampe der Aufklärung anzuleuchten, bringt nicht viel auf Dauer. Wie schön und ermutigend ist es da, wenn so viele sagen: »So nicht! Es muss ein Ende mit der Unterdrückung haben!« Die Autorin Anahita Tabrizi von der Österreichischen Agentur für Entwicklungszusammenarbeit meint: »Das geht auch nicht mehr weg.« Die Frauen werden sich kaum wieder unter den Schleier treiben lassen. Da aber die frühere Revolution im Iran, jene von 1979, sehr wohl ein breites gesellschaftliches Bündnis gegen den Schah umfasste, dann jedoch bizarr scheiterte und den ganzen islamischen Muff heraufbeschwor, der von einer gesellschaftlichen Mehrheit im Iran zumindest teilweise mitgetragen wird, ist es heute enorm schwer, Alternativen zu sehen. Alternativen, die eine realistische Chance hätten, eine freiere Gesellschaft zu errichten. Wenn überhaupt, dann wird der Wandel eine Aneinanderreihung von nicht vorhersehbaren Zufällen gewesen sein, so Tabrizi. Ein erkennbarer Weg zur erneuten Revolution zeichnet sich nämlich nicht ab. Wenn’s interessiert, bitte einfach mal nachhören, hier ist der Mitschnitt:
Im Salon diskutieren Ania Gleich und Frank Jödicke (skug) mit Anahita Tabrizi. Aktuell von ihr zu lesen: »The Whole World is Watching« in der Ausgabe #101 der »MALMOE«. Ton: John Norman (rhiz). Auch den Märzsalon würdigen wir mit einer Bildstrecke, die nur unzureichend wiedergibt, was sich da alles abgespielt hat:
Lavandine, Lavandine, was macht ihr mit uns? Mit offenem Mund starren wir gemeinsam auf die Klanginstrumente, bis der Blick auf die eignen Schuhbandel sinkt und dort festgeknotet bleibt, um nach 50 Minuten ein Set abzufeiern, das so rund und ausgewogen war, dass das enthusiasmierte Publikum ausrufen möchte: »Woah, macht ihr das öfter?« Nö, war Premiere im Salon und überhaupt, wird es jetzt aber sicher öfter live geben. Hier die digitale Aufnahme zum Mitwippen:
Wenig später haut sich Rambo Kasablanka auf die Bühne und liefert, was der Name bereits ankündigt. Musikalische Virtuosität, die selbstverständlich niederregnet wie die Kirschblüten im Frühlingswind und nix weiß von angeberischem Griffbrettgewichse. Dazu eine Show mit weißbemalten Gesichtern und die Erinnerung daran, dass die aufgeschminkten Tränen des Weißclowns niemals lügen. Wer jetzt denkt: »Och, das hätte ich gerne gesehen«, findet hier Trost im Nachhören:
Unbedingt den Wecker stellen, denn am Mittwoch, dem 19. April 2023 um 19:30 Uhr heißt es wieder Salon skug im Wiener rhiz. Diesmal mit Iva Olo und Jeanne D’Arte live und der Toxic Temple MESS einem Künstler*innenkollektiv, das uns Wege zum Anbeten des Plastikmülls zeigt, im skug Talk. Mehr dazu in Kürze.