Auf dem Vorgängeralbum »The Fallen Host« haben Blueneck noch versucht, ihre offensichtlichen Vorbilder Mogwai und Godspeed! You Black Emperor links zu überholen (erst verhaltene Klaviertupfer, danach minutenlange Crescendi, bis die Wände ob des Gitarrenlärms wackeln). Auf »Repetitions« geht es das Kollektiv aus Bristol etwas ruhiger und »musikalischer« an. Nicht jedes Stück läuft nach der Standardformel schwelgerischen Post-Rock-Bombasts ab, manchmal bleibt es auch, ein ganzes Minidrama lang, leise und verhalten. Immer noch dominiert der Mollakkord, über dem Trauer suggerierenden Akkordwechsel setzt das helle Flüsterorgan von Sänger und Gitarrist Duncan Attwood die melodischen Akzente. Anders als die beiden ersten CDs der Band wurde »Repetitions« nicht im bandeigenen Studio auf dem Land aufgenommen, sondern in Bristol, unter Aufsicht eines Produzenten. Der setzte die Band auf analoge Schonkost und verordnete Vintage-Equipment anstatt digitaler Ware, sei sie nun hart oder weich. Hört man das in der Musik? Eigentlich nicht. Das Album ist einfach ein Versuch, mehr Songstrukturen – mehr »Soul«, wenn man so will – in die Musik zu bekommen. Zeitweise gelingt das gut (z.B. »Venger«), auf Albumlänge schaffen es Blueneck aber nicht so recht, aus dem Schatten ihrer Vorbilder heraus zu treten und ihre eigene Sprache zu finden – zumal sie sich in einem Genre bewegen, das seine Möglichkeiten doch schon ziemlich ausgereizt hat. »Repetitions« stirbt in Schönheit – tot ist es nachher trotzdem.
Blueneck
»Repetitions«
Cargo
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