Dieter Kern und Philipp Quehenberger musizieren nicht erst seit gestern miteinander. Der eine blickt bereits auf eine gediegene Trommelkarriere zurück und der andere ist schon lange und erfolgreich Keyboarder. Zusammen spielen die beiden auch gerne und haben das bereits öfter zu zweit, meist aber noch mit anderen MusikerInnen unter Beweis gestellt. Dieter, vielen bekannt als Knallertrommler des Wiener Noise-Rock-Urgesteins Bulbul, in seinem DEK-Trio neben Ken Vandermark und Elisabeth Harnik oder in einer der vielen Kollaborationen z. B. mit Mats Gustafsson, überrascht mit locker-straightem, ausgefuchstem Knallhart-Impro-Gedresche als ausgezeichneter Musiker, dessen Zusammenspiel mit seinen KollegInnen auch und vor allem live einen Ohrenschmaus von Weltklasse darstellt. Quehenberger, der Tastenmann, verquickt in seiner Arbeit geschickt Free Jazz mit Techno, wuchtig, poppig, industriell und unkonventionell Grenzen auslotend, solo und in Begleitung.
Auf der Live-Aufnahme »Linz« (Stadtwerkstatt Linz, März 2017) scheppertʼs gewaltig und auf hohem Niveau. Und damit niemand ungeduldig wird, steckt Kern sofort den Stecker in die Dose, dass die Energie nur so schießt, und bearbeitet die Felle mit Vollgas. Metal, Experimental Rock, Free Jazz, schnurzegal. Wie auch immer die Energie kanalisiert und verarbeitet wird, die Einflüsse helfen bloß, ein möglichst breites Spektrum an Ausdrucksmöglichkeiten zuzulassen. Aus dem Synthi kommen alle nötigen Sounds, im Bass-, Orgel- und Space-Bereich. Man hört Kern an, dass er hart schwitzt. Mit eingängigen Grooves kehrt er wieder zurück aus den psychedelischen – aber immer unverdrogten – Bereichen und rast voran. Gefinkelt. Über etwa dreißig kurzweilige Minuten geht der Spaß, aufgeteilt in A und B. Und man möchte gerne mehr – C quasi. Zum Glück sparen die zwei nicht an Auftritten, z. B. am 4. August 2018 mit den grandiosen Rock-Wüterichen Oxbow im DasBACH.
Im Vorfeld hat Didi Kern skug im Kurzinterview ein paar Fragen beantwortet.
skug: Wer sich in Wien musikalisch umhört, der kommt nicht umhin, immer wieder über deinen Namen, Didi Kern, zu stolpern. Erzähl doch bitte kurz, woher kommst du, was trieb dich hierher und was hält dich?
Didi Kern: Ich komm aus der oberösterreichischen Ecke und wurde musikalisch in Vöcklabruck, Wels und Linz sozialisiert. In Linz wurde es nach Jahren ein bisschen zu eng und nachdem damals alle weiteren Mitglieder von Fuckhead (Anm.: wo Didi Kern seit mehr als 20 Jahren trommelt) nach Wien übersiedelten, übersiedelte ich mit. Wien ist doch der größte musikalische Schmelztiegel in Österreich; diese Anhäufung an MusikerInnen ist es, was mich hält.
Du spielst einerseits extrem groovy, schnell und roh wie im Punk und kennst dich andererseits bestens im Jazz aus. Es gefällt so gut, weil es Hardcore und die freie Improvisation so spannend verschmilzt. Öffnet dir das Türen, weil es sonst keiner so macht?
Es öffnet doch einige Türen, versperrt aber auch die ein oder andere, weil es vielen MusikerInnen zu bunt, zu schräg ist, was ich mach’, wenn ich drauf los spiel’ bzw. gab’s auch schon Engagements, wo ein Diplom verlangt wurde, welches ich nicht vorweisen konnte. Ich komm’ musikalisch aus der Punkrock-, Hardcore-Ecke. Bin aber in einer Blasmusikkapelle aufgewachsen. Zwei doch sehr unterschiedliche Angelegenheiten. In meinen Zwanzigern kamen dann Dance-Musik und HipHop, was auch seine Spuren hinterließ. So wie der Jazz, den ich zwar gern höre, aber bei weitem nicht spielen kann, und der mir vor ca. 15 Jahren vom Hans Falb (Jazzgalerie Nickelsdorf) und im Celeste (monday improvisers session) von Marco Eneidi nähergebracht wurde. Ich hab’ zwar vorher auch schon viel Jazz gehört, aber nie wirklich geübt bzw. live gespielt …
Die Szene in Wien ist recht überschaubar. Ein paar Hände voll an KünstlerInnen bilden (gefühlt) den »Kern«, um den sich viel zu drehen scheint. Ist der Eindruck richtig? Wie ist deine eigene Wahrnehmung?
Es gibt sehr viele verschiedene musikalische Aktivitäten in Wien und es tauchen ständig neue Personen auf, die auch schon lang tätig sind, ist zumindest mein Eindruck. Ich bin aber auch in verschiedenen Richtungen unterwegs, deswegen tauchen auch immer wieder neue Leute auf. Wenn man natürlich nur in einem Genre unterwegs ist, trifft man auch immer dieselben Menschen.
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