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Pararecordings: Petit mais bien fait

Das Wiener Label Pararecordings versucht sich in einer dezenten Gratwanderung zwischen elektronischem Basislager und pathetischen Popzitaten, den Blick immer auf die Strahlkraft ästhetischer Hüllen gerichtet.

Auch wenn auf dem Nährboden des elektronischen Humus Labels wie Pilze aus dem Boden schießen, so findet man doch noch jede Menge genießbarer Pflänzchen, manchmal sogar Delikatessen. Um auf diesem Terrain zu bleiben: Mit dem Backkatalog von Pararecordings verhält es sich wie mit der Bewirtung in einem Haubenlokal: Bescheidene Menge, aber exquisite Ware. Das im Frühjahr 2000 gegründete und von zwei Exilsteirern geführte Kleinunternehmen hat sich bisher auf die Veredelung ausgewählter Träubchen spezialisiert: Dogboy! und Villalog.
Konnten Villalog mit »Detroit Brasilia Odessa« (12″) schon einen gelungenen Spagat zwischen clubtauglicher Beschwingtheit und alternativem Chartsbrechertum landen, so haben jetzt auch Dogboy! mit dem Album »Watersports« ein stromlinienförmiges Gefährt in die Popumlaufbahn verfrachtet, das sich stilistisch bei gängigen elektronischen Genres bedient, dennoch eine schwere Schlagseite in Richtung organisch-plastischem Pop und schmachtendem Songwritertum besitzt. Erwähnenswert ist auch die Kooperationen im Bereich Musik und Kunst: Pulsinger und Pepita Project (Dogboy!-Remixes) für das Ohr, die Künstlergruppe G.R.A.M. (dekadente Glam-Fotografie für Dogboy!) und Harald Hund (digitale Strenge trifft auf klassisch-objekthafte Fotografie) für das Auge.
Doch das Geschäft ist ein hartes. Wenn auch das Label nicht zu den lautesten Marktschreihälsen gehört, so spricht doch zumindest die homogene Produktreihe eine klare Sprache. Dass man auf künstlerisches und nicht auf finanzielles Kapital setzt und setzen muss, verrät auch der Labelname, der in seiner Bescheidenheit durchaus auch Guerilla-Assoziationen aufkommen lässt: Wenn schon ein Schlag, dann ein gezielter, möglichst aus dem Hinterhalt. Der nächste Anschlag ist bereits in Planung: Aus dem Hause Villalog erreicht uns Mitte September ein Electronic-Kraut-Dub-Sonderling, der mit weltmusikalischen Versatzstücken spielend auch in bescheidener Zurückhaltung mit dem Songformat kokettiert. Und das ist sicher nicht der letzte bewusstseinserweiternde Pilz, der in diesem Gewächshaus gezüchtet wird.

>> www.para.cc

Home / Musik / Artikel

Text
Tex Carter

Veröffentlichung
25.08.2002

Schlagwörter

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