Nach acht Jahren Pause hat der inzwischen sakrosankte Leonard Cohen wieder einen Songszyklus vorgelegt. In »Old Ideas« werden ironisch und gerafft-poetisch alte Ideen verhandelt, die bei Cohen natürlich nie andere geworden sind. Kurz: es geht um ALLES, Eros und Thanatos. Man braucht der englischen Sprache gar nicht mächtig zu sein, um von den mehr gesprochen als gesungen vorgetragenen Mantras Cohens aufrichtig berührt zu werden. Wie Litaneien klingen die langsamen, sorgfältig instrumentierten Stücke, in denen der 78-jährige Ex-Teilzeitmönch mehr mit (und über) sich selbst als zu einem Publikum spricht. Die markante Stimme ist – trotz Zigarettenstop! – noch tiefer und brüchiger geworden. Kontrastierender Backgroundgesang kommt von Anjanai Thomas, Sharon Robinson, Jennifer Warnes, Dana Clover und den Webb Sisters, von denen einige Leonard nicht nur professionell verbunden sind/waren. In »Show Me The Place« fragt der ewige Schüler brummend nach dem Ort, an dem sein Leiden begann – er wird ihn in diesem Leben nicht mehr finden. In »Crazy To Love« greift der E. M. Cioran unter den Singer/Songwritern sogar wieder selbst zur akustischen Gitarre, und mit »Different Sides« hat sich doch noch so etwas ähnliches wie ein Popsong in die Meditation eingeschlichen. Cohens Gospel-Album, die Kammer ganz oben im »Tower Of Song« kann bezogen werden.
Leonard Cohen
»Old Ideas«
Sony
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