Bruch alias Philipp Hanich, selbsternannter Troublemaker, Frank Sinatra im Künstler-Rat Pack von Krafftmalerei sowie Teil der formidablen Totally Wired-Supergroup Dot Dash, liefert auf seiner zweiten Solo-LP allerlei Problemlösungskompetenz in Form akustischer Alternativen zu glattgebügelter Wohlfühl-Popmusik. Der fast schon mantraartig vorgetragene Album-Opener »Sugary« erinnert mit seinem treibenden Synthie-Geflecht gar an die großen Suicide, während mit Bruch im weiteren Verlauf auch gern einmal der Lux durchs Interior fährt. Apropos: Live wie auf Platte bekommt die musikalische Bruch-Raumausstattung in Person von Anna Pü, Dino Spiluttini sowie Crystal Soda Cream-Member Sebastian Ploier (b) und Dazed Pilot Jonas Geise (dr) zuwachs aus dem einschlägigen Labelumfeld. Their Name Should Be »Pop«, wenn sich Bruch mit Konsorten in weiterer Folge durch eine Second Hand-Plattenkiste voll mit triefenden Schätzen aus allen Ecken der Garage, dunkel bebrillter Songwriterkunst sowie hie und da ein wenig glorreichem Kitsch wühlt (so wird etwa zum Abschluss gekonnt aus Black’s 1980er-Hit »Wonderful Life« zitiert). Bruch seziert vertraut wirkende Strukturen und Sounds hypnotisch wie Dr. Mabuse und baut alles wieder völlig neu zusammen wie ein ausgeschlafener Mark E. Smith. Das alles ist dabei nie Retro im Reynolds’schen Sinn, sondern gelingt vielmehr so dermaßen überzeugend, dass Kollegen von Dirty Beaches bis John Maus – sollten sie davon Wind bekommen – ihre musikalischen Einflüsse aus bloßem Futterneid in Zukunft womöglich eher dem Schlager entnehmen werden. Was Bruch wiederum nicht weiter stören dürfte, verkehrt er ja insgeheim auch in dieser Disziplin und wird ihnen demnach wohl so oder so gehörig den Marsch blasen.
Bruch
»My Name Should Be Trouble«
Totally Wired Records
Text
Simon Olipitz
Veröffentlichung
08.10.2014
Schlagwörter
100
Beats, Breaks & Bruch
Totally Wired Records
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