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Philippe Petit

»Multicoloured Shadows«

Aagoo Records

Noch so ein Elektroakustiker mit unermüdlichem Output. Unter seinem eigenen Namen bzw. in Form von Kollaborationen hat der Franzose in den letzten sechs Jahren 36 Tonträger veröffentlicht. Das muss man sich mal im Pop vorstellen! Ein Pharrell Williams, der pro Jahr sechs Alben veröffentlicht! Selbst wenn da ein Hit dabei wäre, die Leute würden gar nicht wissen, wo sie ihn suchen sollten. Nein, nur ein Scherz. Die Soundkonservenüberproduktion in der Experimentalmusik (oder im Segment »Heavy Listening«, wem das lieber ist) habe ich schon oft genug angeprangert. In diesem Fall darf man in advokatorischer Absicht hinzufügen: Immerhin belegen die vielen CDs, dass Petit sein Handwerk mittlerweile recht ordentlich beherrscht, weswegen ja auch viele namhafte Künstler gerne mit ihm zusammenarbeiten, etwa Mia Zabelka, Audrey Chen oder Lydia Lunch. Diese Qualität hört man auch hier, nicht unbedingt auf Anhieb, aber wenn man den drei Stücken auf »Multicoloured Shadows« etwas Zeit gibt, nehmen sie alleine durch ihre uferlose Wanderschaft und ihre vergleichsweise ausgelassene Stimmung Fahrt auf. »Sonic choreography« und »electro-acoustically-psyched-out« nennt das ein Zunftkollege, ich persönlich habe aus irgendeinem Grund immer eine Art Quietschentchen vor Augen, mit dem Petit seine Synths, seine Effektgeräte und seinen ganzen Softwarepark malträtiert … aber es ist kein Quietschentchen, sondern ein Kazoo, eine Ansingtrommel bzw. Membranophon, das natürlich immer nur elektronisch verzerrt zu hören ist. Ob das bereits das ganze Geheimnis ist? Wohl kaum, aber es ist integraler und durchaus witziger Bestandteil einer durchgeknallten elektroakustischen Suite, die Genreallergikern das Fürchten lehrt, Afficionados hingegen eine äußerst unterhaltsame Stunde beschert. Sehr feine Sache.

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