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Mia Zabelka & Icostech

»Aftershock«

Subcontinental Records

Hard Ambience at its best, entstanden zwischen Bangalore und Wien. Arun Natarajan alias Icostech, die Gitarre-Bass-Experimental-Soundspeerspitze vom indischen Subkontinent, trifft auf Mia Zabelka, Österreichs Galionsfigur am noisig-elektronischen Violinenhimmel. Fürwahr, hier müssen wieder mal Metaphern bemüht werden, die nicht von dieser Welt sind. Metal-Gott Natarajan und Freitonal-samt-Beats-Göttin Zabelka schicken uns ein Album, das gern auch als Begleitsoundtrack zur Pandemie gelesen bzw. gehört werden kann. Dazu erfolgt die Benennung der Tracks auf »Aftershock« auf ziemlich schlüssige Weise. Nach einem flirrend-irritierenden »Prelude« kommt es infolge der Fusion bedrohlich schwärender »Coliding Indigenous Forms«, von den Gehirnzellen des Duos als Post-Rave-Apokalypse intendiert, zum Supergau, der durchaus als Hördelikatesse funktioniert. Dieser »Shock« führt zum »Train To Nowhere«. Und wer jetzt fragt, ob es denn Licht am Ende des Tunnels gäbe, dem sei mit Slavoj Žižek geantwortet: »Das sind die Scheinwerfer eines anderen Zugs!« Verzichten wir lieber auf die Aufzählung der vielen wunderbaren Distortion-und-sonstwie-Soundmanipulationen, sondern lassen wir uns von den jenseitig-schönen Trumpet Sounds von Joshua Trinidad bezirzen. Der US-Trompeter sorgt für die mitunter sublimsten, angenehmsten Klänge des an Klangschönheit wahrlich nicht armen Albums. »Recurring Conundrums« und »Circadian Disrupt / Revisiting Narcolepsy« sind Aphrodisiaka schlechthin, um über negative Covid-Begleiterscheinungen hinwegzukommen. »Interlude« birgt im Anschluss daran technoid floatende Synths von Alex Gamez aka Asferico, einem Klangmagier/Elektroniker aus Barcelona, einst Student bei Francisco Lopez und Gründer des mittlerweile eingestellten Festivals Störung. 2017 hat er mit Zabelka den Tonträger »The Broken Glass« auf seinem Label Störung veröffentlicht und balanciert auf diesem 2021er-Track mit Zabelka/Icostech durchaus melodisch am Rande des Abgrunds, ehe auf Track Nr. 7, dem titelgebenden »Aftershock«, einem Maschinensäuseln, Drillgeräuschen und vielen Soundexperimenten mehr ein sturer Techno-Stomp unterlegt ist. »Trapped Without Recourse« ist ein Intermezzo mit tatsächlichem Geigengetöse. Der privilegierte Mensch kann es sich, zumindest in den Industrieländern, trotz allem noch gemächlich richten, auch wenn er, gewissen Eruptionen nachsinnend, in der Falle sitzt. Die Hoffnung, dass es doch bald wieder losgeht in den Clubs, wird schließlich vom nächsten Halt des Zugs nach Nirgendwo zunichtegemacht. Beunruhigendes Wummern. Also verzupfen wir uns in die digitale »Bibliotheque«, von entgeisterten Chorälen durchdrungen, zum fein getunt aushallenden »Final Stop«.

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