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Andromeda Mega Express Orchestra

»Live on Planet Earth«

Alien Transistor

Die 18-köpfige Band des Berliners Daniel Glatzel, der als Leiter und Komponist des Ensembles fungiert, habe ich schon bei der letzten CD »Bum Bum« über den grünen Klee gelobt, weil man hier gar so überbordend, so spielfreudig, so quergedacht zu Werke geht. Zu »Live on Planet Earth« ist zunächst zu sagen, dass es sich hier um einen Live-Mitschnitt (nona) handelt, wodurch die elektronischen Experimente von »Bum Bum« in den Hintergrund treten, kein Zurechtschnipseln mehr, keine Soundverfremdungen, sondern (fast) astrein dargebotener Bigband-Jazz zwischen Salonorchester und Free-Jazz-Ensemble. Ein Berliner Art Orchestra wenn man so will, wobei sich Glatzel und Co. dieses Mal weniger experimentierfreudig als Ruegg und Co. zeigen, dafür aber mit noch mehr Schmiss und Schmackes. Man würde sich aber ins eigene Hörerfleisch schneiden, wenn man über den abgespeckten Experimentalanspruch meckerte. Der immer wieder frenetisch einsetzende Applaus, bei manchen Passagen reißt es dem Publikum regelrecht die Klatschhändchen in die Höhe, macht ganz klar, worum es hier geht. Und es gibt ja immer noch die letzten beiden Stücke, die »Overture«, die sich fast schon als (allerdings köstliche) Klassikpersiflage gebärdet, und noch mehr »W. A. Mozart vs Random Generator«, wo genau das passiert, was der Titel besagt. Die Elektronik zieht doch wieder mit Pauken und Granaten ein, Mozart vom Band in der einen Ecke des Rings, Zufallsgenerator und Ensemble in der anderen Ecke des Rings. Das Resultat: The Marx Brothers go Avantgarde. Und wieder tosender Applaus. Zu Recht. Chapeau!

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