© Mira LUX Creations
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»Kollektive Intelligenz« – Teil 3: Let’s play!

Lässt sich der Unterschied zwischen einem echten Zitat aus einer Parlamentsdebatte und einem von der KI erfundenen überhaupt noch erkennen? Was bedeutet die leicht verfügbare Täuschung für den demokratischen Diskurs? Ein Spiel versucht aufzuklären.

skug hat also, dank der Projektförderung durch den Innovationsprozess von Faktor D, dem strategischen Netzwerk für Demokratie im DACH-Raum, und der Wirtschaftsagentur Wien gemeinsam mit KI-Expert*innen und Spielentwickler*innen aus der Schweiz ein digitales Spiel zum Parlamentarismus entwickelt, das auf künstlicher Intelligenz basiert. Warum das brennend relevant ist, haben hoffentlich Teil eins und Teil zwei dieser Serie aufgezeigt. Wie funktioniert dieses Spiel? Eine Gruppe demokratieinteressierter Menschen (hier gibt es keinerlei Ausschließungsprozesse, selbstverständlich darf jede*r mitmachen) versammelt sich vor einer großen Leinwand oder einem Flatscreen-TV (der als Interface zur KI dient). Sie spielen alle gemeinsam als »Kollektive Intelligenz« gegen die künstliche Intelligenz. Wer Lust hat, mitzuraten, bekommt von der Spielleitung ein Kärtchen zugesteckt. Auf dem verdeckt aufzubewahrenden Zettel steht eine Nummer und eine kleine, geheime Rollenzuweisung und dann geht das Parlamentsquiz schon los. Auf dem Schirm erscheinen die jeweiligen Anweisungen und Fragen. Es kann zwischen einer Österreich-Version und einer Version für die Schweiz gewählt werden. Den jeweiligen Spieler*innen ist zunächst zu empfehlen, die Version des eigenen Landes zu wählen, weil man nicht unterschätzen sollte, wie exotisch und fremd die Demokratie des Nachbarlandes ist. Das wäre so ein Thema für sich …

Wer erkennt die wahren Aussagen?

Ist das »richtige« Land gewählt, macht die KI bei diesem Spiel für die Demokratie zunächst das, was sie wirklich gut kann: Sie lässt einen Zufallsgenerator laufen. Es werden drei Ziffern ausgewählt und angezeigt. Wer im Publikum diese Ziffer hat, darf die niederschwellige Bühne des Salon skug betreten. Keine Angst, wem das zu viel der Aufmerksamkeit und Verantwortung ist, der darf sein Kärtchen auch gerne mit dem*der jeweiligen Nachbar*in tauschen. Es werden somit zunächst per zufallsgeneriertem Losentscheid drei »Volksvertreter*innen« bestimmt und genau so lief das übrigens in der antiken Demokratie. Um Korruption vorzubeugen, wurden die Vertretungen verlost, faszinierenderweise auch damals schon mit Hilfe von Losmaschinen. Die drei Abgeordneten bitten dann im Namen des Publikums die KI, die Fragen zu starten. Die künstliche Intelligenz sucht jetzt aus den unüberblickbaren Massen der Parlamentsdebatten vier Themen aus. Die Abgeordneten fragen mit Hilfe der Moderation, welches Thema sich das Publikum wünscht. Ist das Thema eingeloggt, erscheinen drei bis vier Unterthemen. Die müssen alle bewältigt werden und dafür erhalten die Spieler*innen drei »Leben«.

Jetzt heißt es raten: Welche der drei Aussagen, die auf dem Bildschirm erscheinen, sind echt und welche KI-generiert? Die Abgeordneten lesen je eine Frage vor und leiten die Diskussion mit dem Publikum. Achtung, es gibt nur fünf Minuten Debattenzeit und dann muss eine Antwort ausgewählt worden sein. Das ist gar nicht so einfach: Ist die ungelenke Formulierung echt oder ein Imitat der KI? Ist das schlüssige und schlaue Zitat zu gut fürs Parlament? Es gibt ordentlich Diskussionsbedarf. Erinnert sich am Ende wer aus dem Publikum an diese Debatte, also zumindest an deren mediale Vermittlung? Und überhaupt, kann man das so sagen oder wurde da im Parlament ein empörender Unsinn verzapft? Hier kann das Moderationsteam zuweilen nur um Verständnis bitten, denn was im Parlament so gesagt wurde, wurde halt so gesagt, auch wenn es vielleicht eine erschreckende Verfälschung ist – oder hat es sich doch die KI nur »ausgedacht«? Mit dem Spiel kann nicht das Niveau der Auseinandersetzung im Parlament gehoben oder gesenkt werden, die Aussagen der Parlamentarier*innen können überraschen, weil sie hochstehend sind oder vielleicht zuweilen auch weniger. Auch kann der Kontext von den Spielenden nur erraten werden. Sagte der*die Parlamentarier*in vielleicht etwas nur, um damit eine Junktimierung, also einen Deal im Hohen Haus zu erreichen? 

Damit das Ganze nicht viel zu schwer ist, dürfen unsere Spieler*innen Joker verwenden. Die KI untersucht dann eine der ausgewählten Aussagen und überprüft per Netzrecherche, wie plausibel diese ist, ob es je eine Debatte zu dem Thema gab oder ob die Aussage einfach erfunden wurde. Die KI überprüft sich quasi selbst, allerding auch hier ist Vorsicht geboten, in genau 30 % der Fälle lügt der Joker nämlich! Man kann sich mit der künstlichen Intelligenz einfach nie ganz sicher sein und deswegen ist ganz viel kollektive Intelligenz im Spiel »Kollektive Intelligenz« gefragt, damit der heimtückische Bot enttarnt wird. Das kann nur gelingen, wenn die Spieler*innen gemeinsam agieren und miteinander über das, was ihnen die KI präsentiert, debattieren. Am Ende haben die Spieler*innen entweder ihre »Leben« verloren, weil sie zu oft falsch lagen, oder es dank ihrer kollektiven Intelligenz geschafft, die KI zu besiegen. Das ist idealerweise überraschend und lehrreich und zeigt, wie schwierig der Umgang mit KI geworden ist. Allerdings, bei »Kollektive Intelligenz« haben ganz sicher am Ende alle Menschen gewonnen, nicht nur weil sie etwas gelernt haben, auch, weil es für die Teilnahme eine süße Überraschung gibt. Herz, was willst du mehr?

Wer steckt hinter dem Spiel? 

Ach, eines noch: Was stand eigentlich auf den zu Beginn ausgeteilten Kärtchen als Anweisung? Das erfährt nur, wer mitspielt! Die Gelegenheit dazu gibt’s am Samstag, dem 28. Juni 2025 ab 18:00 Uhr beim Salon skug im Wiener Museumsquartier und demnächst vielleicht auch in eurer Bildungs- und Kultureinrichtung, wenn gewünscht einfach eine Anfrage per E-Mail an kontakt@skug.at schicken. Wir kommen gerne und spielen für die Demokratie! 

skug ist ein Kulturmagazin und es liegt in der Natur der Sache, dass wir Theoretiker*innen ohne echten Praxisbezug sind. Wir ersparen der Welt, selbst Musik zu machen, und ebenso wenig versuchen wir, selbst zu programmieren oder Spiele zu entwickeln. Dafür hatten wir bei »Kollektive Intelligenz« tatkräftige Unterstützung aus der Schweiz. Sophie Walker von Mira LUX Creations entwickelt spielerische Lernerlebnisse und kreative Konzepte für Civic Tech, Schulungen und Ausstellungen. Für »Kollektive Intelligenz« arbeitet Mira LUX Creations an den Spielmechaniken, den technischen Prototypen und der visuellen Gestaltung. 

Die KI wurde gebändigt von Artifact, dem Schweizer Service Provider für verantwortungsvolle KI-Lösungen. Als Technologie-agnostischer Partner (»agnostisch« meint in der IT, dass eine Software mit verschiedenen Systemen operieren kann) begleitet das Artifact-Team Unternehmen von der Strategie über schnelles Prototyping bis zum skalierbaren Roll-out und erzielt dabei den Mehrwert aus Daten. Für das Projekt »Kollektive Intelligenz« bringt David Limacher aus Zürich seine Expertise ein und verantwortet die KI-Integration, bei der die besten Zitate aus den Parlamentsdiskussionen extrahiert und die Fake-Zitate generiert werden, die in diesem Quiz erkannt werden müssen. Einen KI-Joker half er ebenso zu entwickeln. skug dankt den KI- und Spielprofis und freut sich schon darauf, was uns noch alles einfallen wird.

Abschließend: Was lernen wir? 

Zunächst einmal ist es fraglos eine ungute Einschränkung für Journalist*innen, vor dem Filter der Pressaussendungen der Parteien zu sitzen. Könnte eine spätere Online-Version des Spiels »Kollektive Intelligenz« mit seiner KI-Suchfunktion dazu beitragen, zu den Debatten selbst zu gelangen? Warum nicht? Die Parlamentsdebatten lassen sich auch heute bereits durchsuchen, aber eben nicht spielerisch … Das Spiel »Kollektive Intelligenz« sehen wir auch als Anlassfall, um die Möglichkeiten und Abgründe der KI zu zeigen, dabei sind die Parlamentsprotokolle kein notwendiges Material. Die Spiel-KI kann mit allem gefüttert werden. 

Gesellschaftspolitisch gesehen dürfen wir festhalten: Die KI geht jetzt nicht mehr weg. Sie ist eine Erweiterung oder Einschränkung unserer medialen Möglichkeiten. Wenn sie alle Kommunikationskanäle verstopft, wäre dies fraglos fatal, aber sie kann sie auch erweitern. Jeder Einsatz der KI sollte zumindest transparent geschehen. Bei skug markieren wir immer, wenn etwas – z. B. ein Bild – mit Hilfe einer KI erzeugt wurde. Viele Medienunternehmen haben KI-Guides herausgegeben und es darf als Qualitätskriterium betrachtet werden, dass sich die jeweiligen Publikationen auch daran halten. Dennoch, es wäre naiv, nicht festzuhalten, dass die Herausforderungen riesig sind.

Künstliche Intelligenz vs. kollektive Intelligenz

Der mitunter ausgerufene Kampf Mensch gegen Maschine ist allerdings weitgehend ein Publicity-Schmarrn, denn es bleibt ein Match Menschen gegen Menschen. Seit Langem. Jener IBM-Supercomputer »Deep Blue« stand nämlich nicht eines morgens auf und dachte sich: »Hach, heute gewinne ich mal die Schachweltmeisterschaft«, sondern ein Team aus Computerwissenschaftlern hatte den Apparat jahrelang entwickelt. Folglich hat ein ganzes Expert*innenteam damals gemeinsam einen einzigen, russischen Schachweltmeister besiegt. Gratulation! Die kollektive Intelligenz sämtlicher Großmeister*innen des Schachs konnte in »Deep Blue« gespeichert werden und die Züge des Computers leiten. Heute ist es nun faszinierenderweise so, dass man sich den damaligen Aufwand sparen kann. Der KI muss nur gesagt werden: »Gewinne!« und sie sammelt sich die Informationen zusammen. Das Prinzip der Abschöpfung der kollektiven Intelligenz bleibt aber das gleiche. Die KI erfindet das Spiel nicht neu, sondern greift auf die menschlichen Erfahrungen in Bezug auf den Ausgang von Schachpartien zu. Unheimlicherweise wissen die Wissenschaftler*innen heute nicht mehr, wie die sich selbst trainierende KI dies genau macht. Der Blick in den Maschinenraum ist zwar nicht unmöglich, aber aufgrund der Milliarden von Rechenoperationen eigentlich auch wiederum nur per künstlicher Intelligenz bewältigbar. 

Festzuhalten bleibt: Menschliche Intelligenzleistungen (sei es im Schach oder bei der Bildgestaltung) wird abgespeichert und ausgenutzt. Können wir nun dank dem Spiel »Kollektive Intelligenz« dauerhafte Schlüsse ziehen und möglichen Täuschungen durch die KI besser auf die Schliche kommen? Vermutlich leider nicht. Denn schließlich wird dauernd an den Prompts und der Leistungsfähigkeit der KIs gearbeitet. Ein seltsames Paradoxon: Alles, was wir als Menschen zur Aufklärung über die KI tun, kann sogleich wieder in die KI eingespeist werden, um die Täuschungen zu verbessern. So kann das, was Menschen bei »Kollektive Intelligenz« lernen, potenziell sogleich wieder als Feedbackschleife eingesetzt werden, um die KI zu verbessern. Bis vor Kurzem erkannte man ein KI-Foto schnell. Kleiner Tipp: Die meisten Menschen haben nicht sechs Finger an einer Hand, geschweige denn elf. Aber siehe da, irgendwann konnte die künstliche Intelligenz Menschen mit fünf Fingern ausspucken (meistens zumindest). Die Continuity-Fehler in Filmen (für die KI ist jede neue Einstellung vollkommen neu, der Protagonist sieht deshalb jedes Mal anders aus) werden sich vermutlich noch lange nicht korrigieren lassen, aber genau dafür können ja immer noch Menschen verdingt werden. Wir müssen leider konkludieren: In gewisser Weise trainieren wir Menschen im Moment jene Apparate, die uns bald ersetzen sollen.

Müssen wir uns jetzt am Ende sehr fürchten?

Hmmm, vielleicht nicht. Es gab schon ähnliche Hypes wie den aktuellen um die KI. Einer hatte mal was mit einem Schaf zu tun. Nachdem es gelungen war, das Schaf Dolly zu klonen und das gesamte menschliche Genom zu entschlüsseln, entstand eine kuriose Begeisterung. Die »Frankfurter Allgemeine Zeitung« druckte seinerzeit – etwas übergeschnappt – den kompletten Code des Menschen ab. Der Gedanke war, wenn wir jetzt wissen, woraus der Mensch besteht, dann können wir das auch entsprechend ändern und vielleicht einen Superman (zu Deutsch »Übermenschen«) basteln. Der Kelch ging an der Menschheit vorbei, weil sich zeigte, dass das dann eben doch nicht so einfach geht. Dolly war bald tot (Genschaden). Wenn es gelungen wäre, dann wäre das sicherlich das Ende der Menschheit als Menschheit gewesen. Die Superwesen hätten die überholten menschlichen Normalgewächse unterjocht und irgendwann abgeschafft, vermutlich weil niemand das Gen für die Supermoral gefunden hätte. Ein ähnliches Untergangszenario wird heute propagiert. Eine KI-gestützte Superintelligenz, die mehr weiß und kann als alle Menschen zusammen, wird uns bald abkanzeln und ins Eck schicken, wenn nicht gleich ganz abservieren. Warum diese menschlichen Blödköpfe noch durchfüttern? Diese Idee sagt allerdings mehr über die Menschen aus, die sie verbreiten, als denen lieb sein kann – hinter der Idee steckt viel Selbsthass. Solange Maschinen nicht spontan agieren können (sie kamen dem bislang noch keinen Schritt näher), werden sie auch nicht selbst aktiv werden. Es könnte nur ein Mensch behaupten, dem sei so, und damit wird eine andere Frage brennend.

Wie wirklich ist die Wirklichkeit noch?

Die Hauptaufgabe, vor der wir gerade – darf man durchaus sagen – als Menschheit im Umgang mit der KI stehen, lautet: Wie bewahren wir unseren Bezug zur Wirklichkeit? Die KI hat hier schon einen beachtlichen Flurschaden angerichtet. In dem Moment, wo ich beispielsweise ein faszinierendes Bild sehe und zu denken beginne: »Ist das KI?«, wurden Bild und Bildgegenstand stark abgewertet. Nehmen wir beispielsweise an, ein*e Fotograf*in macht ein Foto von einer spektakulären, historischen Eisenbahnbrücke, die sich über ein tiefes Tal erhebt. Dann mag hieran erstaunlich sein, dass es menschlicher Ingenieurskunst im 19. Jahrhundert möglich war, ein Eisengeflecht zwischen zwei Felsklippen zu installieren, über das ein Zug fahren kann. Es kann an dem Foto die ästhetische Qualität bewundert werden, wie schön dieses »Wunderwerk der Baukunst« eingefangen wurde. All diese Gedanken und Gefühle, die Fotografie eben verursachen kann. Oder man denkt sich: »Aha, KI-Kram. So was gibt es ja gar nicht.« Die Ingenieur*innen und Handwerker*innen, die die Brücke errichtet haben, sind heute alle tot, denen mag es egal sein, aber der*die Fotograf*in aus diesem Beispiel kann getrost einpacken und sich die nächste Reise sparen. 

Es geht aber noch tiefer. Im Zug saßen mir zwei junge Burschen gegenüber, deren Blicke kaum je von ihren Handys wichen. Der eine entdeckte dann im Zugfenster eine Burg, an der unser Zug gerade vorbeifuhr, und machte seinen Freund begeistert darauf aufmerksam. Dieser aber quittierte das historische Gebäude mit den Worten: »Wer weiß schon, ob das echt ist?« Vermutlich nahm er an, dass wer die Burg nachgebaut hat, um irgendein Design-Outlet zu bewerben, und er ging noch nicht davon aus, dass die ÖBB Bilder an die Zugfensterscheiben projiziert, um ihr gelangweiltes Publikum zu unterhalten, aber das tiefliegende Misstrauen gegenüber jeder Manifestation von Realität ist längst ein schwerwiegendes politisches Problem. Der Verdacht, nahezu alles sei Lug und Betrug, ist der Menschheit in die Knochen gekrochen.

Die erlebbare Wirklichkeit war immer eine Verbindung von transzendentaler Idealität und empirischer Realität. Deshalb muss die einzig richtige Antwort auf die Frage, ob man in »The Matrix« besser die rote oder die blaue Pille schlucken soll, unbedingt lauten: »Selbstverständlich beide!« Fantasie, reine Erfindungen, Träume (rote Pille) sind notwendig, um sich ein Bild von der Wirklichkeit zu machen, reine »empirische« Reizverarbeitung (blaue Pille) ergibt kein menschliches Bild der Welt, dann wäre man eine datenverarbeitende Maschine. Gleichzeitig ist alles Ausdenken und Ausmalen begrenzt von dem, was es »tatsächlich« gibt. Diese beiden Erfahrungshorizonte müssen aufeinander bezogen bleiben. Und ja, empirische Realität hält eine Menge Enttäuschungen parat, wovon eine der weniger schlimmen eine langweilige Parlamentsdebatte sein mag. Vor der Enttäuschung nun zu fliehen und sich nur mehr mit KI-Bots zu unterhalten, von denen man irgendwann annimmt, man könne so mit dem lieben Gott kommunizieren oder ganz schnell reich werden, ist der Expresszug ins Verderben. Wenn dann noch findige Geschäftsleute oder politische Spin-Doktoren auf den Trichter kommen, diese Weltabgewandtheit des Publikums auszunutzen, um ihm das Geld aus der Tasche zu ziehen oder ihm politische Zustimmung abzuringen, dann könnte es irgendwann ganz schön eng werden für eine freie und demokratische Gesellschaft. Denn dann geht es nur mehr um die bessere und effizientere Manipulation.

Wenn alle manipulieren, wer überzeugt dann noch?

Übrigens kann man sich von der Sorge, manipuliert zu werden, zumindest ein wenig selbst befreien, indem man die Luft aus dem eigenen Größen-Ich rauslässt. Denn: Was glaubst du, wer du bist, dass sich irgendwer die Mühe macht, dir etwas vorzugaukeln? Wer das tut, will sicherlich mehr von dir erhalten (Aufmerksamkeit, Geld, Zustimmung etc.), als sie oder er je bereit ist, dir zu geben. Da kommt die KI als willfährige Helferin ins Spiel. Die Maschinen brauchen nicht über Arbeitsstunden nachzudenken, sie sehnen sich nicht nach Freizeit und deshalb können sie rund um die Uhr milliardenfach manipulative Fallen stellen. Dem entgegen ist unser Spiel »Kollektive Intelligenz« so konzipiert, dass sich Menschen beim Spielen begegnen, von Mensch zu Mensch reden und diskutieren und versuchen, einander zu überzeugen. Sie ringen dabei auch um ein gemeinsames Bild der Wirklichkeit. Sie versuchen, die Authentizität ihrer eigenen Einschätzung spürbar zu machen und die gewisse Autorität ihres Wissens zu belegen. Nur so kann letztlich Demokratie funktionieren und das wird – hoffentlich – bei dem Spiel »Kollektive Intelligenz« ein wenig erlebbar. 

Das digitale Spiel »kollektive Intelligenz« wird gefördert im Rahmen der Wiener Medieninitiative durch die Wirtschaftsagentur Wien. Ein Fonds der Stadt Wien. Realisiert in redaktioneller Unabhängigkeit.
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