Da haut es den Orbánisten vom Ballhausplatz bis Debrecen ihre illiberalen Sicherungen raus! Das Powertrio Jü aus Budapest liefert sein drittes Album ab und das hat’s in sich. Freejazzige Improvisationslust trifft auf präzisen Avant-Punk-Drive. Und dabei verarbeitet man wie selbstverständlich diverse Einflüsse, die von synkopenfreudigen osteuropäischen Rhythmen bis zur Gamelan-Musik reichen. Kein Platz für nationalistische Egoismen des Abendlandes! Gitarrist Ádám Mészaros, Bassist Ernö Hock und Drummer András Halmos – der sich hinter seinem Landsmann und Labelkollegen Balász Pándi keinesfalls zu verstecken braucht – werden auf einigen der zehn Tracks auch noch vom Elektroniker Bálint Bolcso und der Sängerin Dóra Györfi unterstützt. Györfi arbeitet u. a. im Kontext von Gamelan- und Wayang-Gruppen auf Java. Einige der Songs beruhen auf Traditionals, die in den Jü’schen Interpretationen an zeitgenössischer Intensität gewonnen haben. Die ganz eigenen Kompositionen wie »Cerberus« und »Shashka« eignen sich bestens als Soundtrack für einen Höllenritt bzw. -trip durch die panonische Tiefebene. »Shashka« zapft in zwei Minuten gleichgesinnte Inspirationsquellen von No Means No über Ruins bis Bulbul an. Und schließlich klingt dieses äußerst kurzweilige Album mit einem indischen Andachtslied von Baba Somanath Ji aus – far out!

Jü