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In der Blumenbar

Popliteratur - dieser Begriff scheint schon zum Schimpfwort herabgesunken zu sein. Die Diskreditierung umfasst dabei den gesamten Bereich der so genannten Popliteratur, also auch jenen Teil, der durch seine einfache Konsumierbarkeit tatsächlich zur dauerhaften Beschädigung des literarischen Feldes beigetragen hat.

Jene Texte und ihre Autorinnen und Autoren, die sich recht kritiklos an der Konsumwelt abseits des Verstehens literarischer Traditionen und theoretischer Reflexionen ausrichten, werden ohnehin vom Publikum für diese Gesten und Oberflächlichkeiten bestraft. Modisch kann man eben auch hier nur einen Sommer lang sein, dann reicht der simple Neuaufguss des vorangegangenen Werks nicht mehr aus, um erneut gleichermaßen Liebling des Feuilletons und der Talkshows zu sein. Der Schaden für den besseren, lobenswerten Teil der Popliteratur ist dabei aber ebenso unbestreitbar – was das Kopfschütteln der Leserschaft und die Schärfe dieser Zeilen vielleicht erklären mag.

Dass es glücklicherweise aber auch ganz anders geht, dass also deutschsprachige Popliteratur abseits der Anbiederung sowohl hierzulande als auch in den Nachbarländern geschrieben und gelesen wird, beweist der Erfolg entsprechender Bücher und Zeitschriften. Ein besonders deutliches Lebenszeichen für eine (neue) (Pop)Literatur, die sich weder um Anbiederung an die bildungsbürgerlich besetzte, mit Preisen belohnte Textproduktion der unweigerlichen Wiederholung noch um Nähe zur leicht zu konsumierenden Bestätigungsschreibe bemüht, sind die Verlagserzeugnisse des Münchner blumenbar Verlags. Hervorgegangen aus einer überaus erfolgreichen Initiative mit Lesungs-Parties und »literarischen Clubnächten« (J. Hagn), bietet der Verlag inzwischen neben Ausstellungskatalogen eben auch jenes Lesevergnügen, das mit dem Begriff der Popliteratur, der inzwischen schon geradezu nach Rettung schreit, verbunden sein sollte. Als besonders lobenswert sind dabei, neben Matias Faldbakkens norwegisch-misanthropen Ausflügen in die Welt der Pornographie, die Arbeiten des deutschen Autors FX Karl hervorzuheben. Mit »Memomat«, dem Debütbuch des Verlags, und seinem jüngsten Roman »Starschnitt« liegen zwei Werke vor, die beweisen, dass man Literatur lieben und cool sein kann.
Weiter so, blumenbar, weiter so. Und für uns alle sollte gelten: Auf die Plätze, fertig, schreiben!

www.blumenbar.de

Matias Faldbakken: The Cocka Hola Company. Skandinavische Misanthropie
Übersetzt von Hinrich Schmidt-Henkel
München: blumenbar Verlag 2003, 462 Seiten, EUR 22,-

FX Karl: Memomat
München: blumenbar Verlag 2002, 220 Seiten, EUR 18,-

FX Karl: Starschnitt
München: blumenbar Verlag 2004, 311 Seiten, EUR 20,-

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Text
Thomas Ballhausen

Veröffentlichung
15.12.2004

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