© Christoph Benkeser / Frank Jödicke
© Christoph Benkeser / Frank Jödicke

Hitze und Nebel

Unser Salon vom 12. Jänner 2023 mit brandaktuellem Talk zum Klima-Aktivismus mit der Letzten Generation und Musik-Performances zum Nachhören und -sehen.

Ein wirklich aufregender, bewegender und – darf man sagen – lehrreicher skug Talk war Teil unseres Salons am 12. Jänner 2023 im Wiener rhiz. Wir nehmen uns aus dem Gespräch mit der Letzten Generation einiges mit. Die Aktivist*innen wagen sich in das buchstäblich schwierige Umfeld des Verkehrs, indem sie den Leuten in den Blechkisten tüchtig auf die Nerven gehen. Kriegt man sie so bewegt zum Mitmachen? Vielleicht nicht. Aber es muss herausgearbeitet werden, warum diese drastischen Maßnahmen der Blockaden nötig sind. Vertröstungen haben wir in den letzten Jahrzehnten Tausende gehört. Ergebnis? Nach der Pandemie steigen jetzt wieder die Emissionen. Wirklich was getan hat sich also nicht. Die Zeit wird knapp, weil uns (d. i. Menschheit als Ganze) langsam die ungelösten Widersprüche der Industrialisierung auf den Kopf fallen. Es ist super, wenn Maschinen die Arbeit machen. Nur gibt es keine (hochtrabend formuliert) Simulation der Natur durch Technik. Wer Natur bewahren will, muss ihr Raum geben – im wahrsten Sinne des Wortes »zum Atmen«. 

Dieses Prinzip vor Augen geführt, erkennt man sogleich die ganzen Nebelgranaten der Politik und der fossilen Industrie: Bäume pflanzen, damit man weiter CO2 rauspulvern kann? Ne, Leute, das ist ein längst überführter Marketingtrick. Passivhäuser, damit weiterhin vom Eigenheim am Land geträumt werden kann? Nö, Styropor an die Hauswand kleben reicht einfach nicht. Elektroautos? Ach, komm. Hier können wir vom Salon skug auf Rädern aus erster Hand etwas beitragen: Nach zwei Jahren sind die Akkus unserer sorgsam genutzten Lastenräder weitgehend am Ende. Wir brauchen jetzt neue Akkus. Geht leider nicht anders, also buddele schon mal wer nach den nötigen Batteriestoffen. Da wird kein ökologischer Schuh mehr draus. 

Wichtig ist jetzt zweierlei. Erstens: »Aufgeben« steht nicht auf dem Menü und zweitens: Jede auch noch so kleine Maßnahme ist gut und lobenswert: »Her mit den Bambuszahnbürsten!« lautete das Feldgeschrei im Salon. Denn nichts soll kleingeredet werden, zugleich darf nicht die Illusion entstehen, dies würde den katastrophalen Klimawandel aufhalten. Da muss mehr geschehen und das Ringen um das »Hyperobjekt Klimawandel« wird kein einfaches. skug bleibt brav an dem Thema dran, demnächst werden wir unsere Serie »Wem gehört die Straße?« fortsetzen, mit dem aktivistischen Schlachtruf: »Wir sind der Verkehr«. Bitte dranbleiben. Wer den letzten skug Talk aus gewichtigem Grund verpassen musste, hier zum Nachhören: 

Im Salon diskutieren Ania Gleich (skug) und Frank Jödicke (skug) mit Florian Wagner, dem Pressesprecher der Letzten Generation, und der Aktivistin der Extinction Rebellion und der Letzten Generation Marina Hagen-Caneval, die dankenswerterweise eingesprungen war, weil die Aktivistin Jelena Saf zum Zeitpunkt des Talk noch in Polizeigewahrsam war. Ton: John Norman (rhiz). Wer zu den Tönen auch gerne Bilder genießt, hier die Bildstrecke vom Jänner-Salon zum eingehenden Studium, Fotos: Frank Jödicke und Christoph Benkeser.

Nebel ist nicht gleich Nebel, wenn wir die Nebelgranaten der Politik auch gründlich satthaben, dann durften wir das komplett im Bühnennebel versinkende rhiz einmal von seiner brachialen Seite genießen. Drei Worte: Drug Searching Dogs. Das bedeutete konkret: Dreimal tauchte Donnie Darko mit Stumpfmaske aus verschiedenen Ecken des Raumes auf und servierte einen Sound, der jenseits destingierter Avantgarde-Bedürfnisse, das Wort »radikal« mit rostigem Nagel auf die Kniescheiben tätowierte. Unvergesslich, aber leider vorbei. Hier das Soundfile.

Danach erklang die E-Gitarre wie ein Zwitschervögelchen, das auf Acid den langen Weg von Santanas Gummigitarre ins Wiener rhiz gemacht hat. Zum feinen Gitarrensound kommt die kultivierte Rotzstimme mit »Scherben«-Qualität und dann das Drumming! Nein, wirklich gut, was hier in die Blutbahnen kommt. Wir nehmen mit: »Netflix« ist nicht alles, denn so geht Live-Soundnebel. Gestreamte, elektronische Aufnahmen können hier nur einen entfernten Eindruck liefern, aber immerhin:

Dank an alle Beteiligten. Am 10. Februar 2022 sehen wir uns schon im nächsten Salon wieder, bei dem wir buchstäblich auf dem Teppich bleiben, im fabulösen Haus Zamani Orientteppiche. Die ungewöhnliche Location bespielen Can Erkurt & Odysseus Stamoglou sowie Adelita Escapes & Space Gear live. Den skug Talk bestreiten wir diesmal gemeinsam mit den lieben BAM!-Kolleg*innen von »Unter Palmen« über alternative Beziehungsformen. Mehr demnächst auf dieser Seite. 

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