Glenn Branca © Magdalena Błaszczuk
Glenn Branca © Magdalena Błaszczuk

Glenn Branca †

Das ekstatische Auftürmen und Surren der Obertöne seiner E-Gitarren-Orchester dröhnt immer noch in meinen Ohren. Glenn Branca ist am 13. Mai 69-jährig an Kehlkopfkrebs verstorben, sein Sound für die Ewigkeit ist jedoch unsterblich.

Live-Erstkontakt 1984 im Rahmen des internationalen Brucknerfestes Linz: »Describing Planes of an Expanding Hypersphere« ist klangliche Urgewalt. Das im Brucknerhhaus uraufgeführte Auftragswerk des radikalen New Yorker Komponisten und Musikers entfesselt die wunderschönsten je gehörten Elektrogitarrenobertöne. Das Glenn Branca Ensemble gibt eine Ahnung davon, welch ungeheure Wirkung und Wucht Körper und Seele des Hörers erfassen kann.

John Cage zu Brancas Musik: »Branca ließ mich erschaudern. Ich spürte, wie mich seine Musik zurück zu meinem Ego brachte …« Cage konnte anfangs mit den rhythmisch disharmonischen Sounds Brancas wenig anfangen, doch sollte diese Saat von Brancas Symphonien für E-Gitarrenorchester anderswo prächtig aufgehen. Sonic-Youth-Mitglieder waren am Beginn Mitmusiker in seinen E-Gitarren Ensembles, transformierten die massive Brachialität des E-Gitarren-Sounds in den Rockmusikkontext und waren damit sehr erfolgreich.

Glenn Branca war mit seiner Band Theoretical Girls ein früher Protagonist der New Yorker No-Wave-Szene und fasziniert von experimentellen Tunings und Instrumentierungen. Der aus Pennsylvania stammende US-Amerikaner schrieb Werke für großes Orchester und Avantgarde-Ensembles und lebte bis zuletzt seine Vision: Seine »Symphony Nr. 16 – Orgasm« wurde vor zweieinhalb Jahren in der Pariser Philharmonie uraufgeführt.

Sein Tod am 13. Mai 2018 ist ein trauriger Anlass und ein triftiger Grund, das skug-Interview vom Donaufestival 2013 aus dem Archiv zu hieven.

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Text
Alfred Pranzl

Veröffentlichung
18.05.2018

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