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Larry Levan

»Genius of Time«

Universal

The Peech Boys (1980-84) war die grandiose Band von New Yorks Disco-Visionär Larry Levan, dem Sänger und Multiinstrumentalisten Bernard Fowler (Background Vocals für die Rolling Stones; Tackhead, Little Axe), und bekannten Mitgliedern wie Keyboarder Michael De Benedictus. »Life Is Something Special«, der Opener dieser prächtigen Compilation, beginnt laid-back. Slow-tempo Linn-Drum-Handclaps, ein reduzierter, ständig repetierter Klavieranschlag, und doch schält sich daraus allmählich ein zwingender Groove mit funky Gitarren in die »Special Edition« des Peech-Boys-Klassikers, wo Keyboardtupfer ornamentale Akzente setzen. Genau das ist es, was die geheimnisvolle Magie an Larry Levans Musik ausmacht: Hervorholen der Essenz.
Levan spielte Songs, mit denen er eine Geschichte erzählen konnte. Deren Lyrics spielten eine große Rolle im Dialog mit der Dance Crowd. Indem er kontinuierlich Emotion betonende Frequenzen manipulierte, gelang ihm die Euphorisierung der Tanzenden. Ermüdungserscheinungen: Fehlanzeige. Mit seinem dynamischen, Glücksgefühle anregenden Sound hob Levan Disco auf ein neues Level. Sowohl als DJ in der New Yorker Paradise Garage als auch als Produzent und Remixer. »Genius of Time« benennt nicht nur seinen bahnbrechenden Ideenreichtum, sondern auch seine Musikalität und sein Gefühl für Disco. Deshalb sind die im Schnitt sechs bis sieben Minuten dauernden Tracks zeitlos schön und entfalten auch anno 2016 Frische und Euphorie. Etwa das laszive »Feel Up« von Grace Jones mit dem jamaikanischen Rhythmusgespann Sly & Robbie, das mittels verdoppelter Basslines Drang bezieht und zu Jones ohnehin exaltierter Stimme noch ein Keuchen/Hecheln montiert bekommt.
Nähere Details soll der geneigte Hörer erschließen, alles Weltklasse, und doch beschäftigen mich noch zwei Tracks intensiver: Die ausufernde »Extended Version« von »Don’t Make Me Wait« der Peech Boys und insbesondere das heavy funky Stück »Love Honey, Love Heartache« von Man Friday, jener Combo, die aus Resten der Peech Boys entstand. Minimalistisches Drum-Machine-Programming, eine knackige, simple Bassline, karge Keyboardsounds und sogar eine Vocoderstimme am Ende geben schon eine Vorahnung auf bald entstehenden House.

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