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The Schwarzenbach

»Farnschiffe«

Zick Zack

Der Metal-Fan, Marxist, ex-spex-Chefredakteur und manisch Schreibende Dietmar Dath und das Kammerflimmer-Kollektief sind jetzt also eine Band. Vorbote von The Schwarzenbach (benannt nach der Schriftstellerin Annemarie Schwarzenbach, 1908?1942, wie sie sich jetzt nennen) war bereits das zusammen produzierte Musikbuch »Im schwarzen Garten« von 2009, bereits davor gab es einige gemeinsame Auftritte in Theatern. Auf »Farnschiffe« legt Dath seinen Sprechgesang meist lakonisch über einen elaborierten Teppich aus Ambient, experimenteller Elektronik, harmonischen Pianoklängen und den einen oder anderen kantigeren Gitarrenpart. Grundiert wird diese Melange durch einen virtuos und jazzig gespielten Kontrabass. Daths Input und die damit verbundene neue Gruppendynamik dürfte dabei auch Thomas Weber, Heike Aumüller und Johannes Frisch gut tun, waren doch die letzten Kammerflimmer-Veröffentlichungen schon etwas distinguiert geraten. In »Seven Shades Of Blue« (ein Cover von Beth Nielsen Chapman, bekannt geworden durch die Serie Dawson’s Creek), dem dritten Stück, beginnt der Feuilletonist richtig zu singen (und das nicht einmal schlecht) und zaubert mit Zweitstimme Aumüller (die über die gesamte Länge einen essentiellen Vokalbeitrag leistet) einen wunderbaren, warmen Popsong in der Tradition der frühen Velvet Underground aus dem Köcher. Eine kleine, tiefharmonische Oase im textlich und instrumental doch immer wieder recht verminten Gebiet. Das darauf folgende »Postive Außenhandelsbilanz« etwa wirft gleich mal fast drei Minuten angespannte Feedback-Atmosphäre in die Schlacht, und schön langsam frage ich mich, warum ich plötzlich so kriegerisches Vokabular verwende? Das scheint mich auch schon das folgende »Therapeutikon« mit den Eingangsworten »Undurchsichtige Befehle??« irgendwie zu bestätigen! Nicht unbedingt plakativ, aber eben subtiler handelt Daths leicht verklausulierte Lyrik nämlich schon immer auch von einem Kampf, dem Kampf gegen ungerechte Verhältnisse. Dem Kampf um ein Stück vom Glück, wie das Fake-Punk-Franz Morak vor langer Zeit formuliert hat. Wobei ja das inzwischen fast schon eingeforderte Glücklich-Sein auch nerven kann, wie man an »Fuck Happiness«, der aktuellen Buchveröffentlichung von Sonia Lazlo erkennen kann. Burma und so. Aber das ist jetzt eine andere Baustelle. Instrumental etwas strenger zur Sache geht’s noch mal im über achtminütigen »Castingflirt«, in dem es nebulos um das Scheitern eines Möchtegern-Showstars geht, entwickelt mit Fortdauer hypnotischen Groove und Dichte, im Fadeout zitiert Dath noch Led Zeppelin: »There’s A Lady Who’s Sure That All The Glitters Is Gold«. So kann man sich täuschen. »Farnschiffe« ist eine aktuell vergleichslose Produktion, die in ihrer außergewöhnlichen Symbiose von Text und Sound Rätsel aufgibt. Und das wird hoffentlich auch so bleiben. Headphones-Pflicht!

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