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Thanos Chrysakis

»Exaiphnes«

Creative Sources Recordings

Der griechische Komponist Thanos Chrysakis verlangt seinen HörerInnen in der Regel ziemlich viel ab, schroffe Soundwelten treffen auf anspruchsvolle Konzeptionen – mitunter schmeißt da auch eine aufgeschlossene Hörerin die experimentelle Flinte ins Neutönerkorn. Dennoch mehren sich die Stimmen, die neben Chrysakis’ Kompromisslosigkeit und Fokussiertheit auch den enormen qualitativen Anspruch seiner Arbeit hervorheben und folgerichtig seine Außergewöhnlichkeit würdigen. Bei »Exaiphnes« steht der Komponist aber nicht an erster Stelle, es ist eine dreiteilige Suite für ein Quintett, das neben Chrysakis am Klavier und der Harfe noch Ernesto Rodrigues an der Viola, Abdul Moimême an der elektrischen Gitarre, Guilherme Rodrigues am Cello und Miguel Mira am Kontrabass umfasst. Bemerkenswerterweise geizt das Booklet mit der Kompositionsangabe, auch auf seiner Website schweigt sich Chrysakis aus, wir müssen also von einer Gruppenimprovisation ausgehen, worüber sich allerdings auch internationale Rezensenten nicht ganz sicher sind. Zu Recht, denn »Exaiphnes« – was allem Anschein nach Plötzlichkeit oder Unerwartetheit bedeutet – klingt kaum nach den üblichen Impro-Klischees, viel zu homogen passen die drei Stücke zueinander, viel zu konzentriert ist das Zusammenspiel, das sich überhaupt keine Stimmungsschwankungen erlaubt, viel zu verdichtet ist der Gesamteindruck. Wo andere derartige Ensemblewerk Mühe haben, die geneigte Hörerin nach fünf Minuten noch bei Laune zu halten, da hat man nach den insgesamt 25 Minuten von »Exaiphnes« noch immer nicht genug gehört, so stringent bauen sich hier Stimmung und Sogwirkung auf. Auch wenn es letztendlich ein Gruppenwerk ist, so ist es doch ganz sicher die koordinierende und qualitätssichernde Hand von Chrysakis, die »Exaiphnes« die besondere Güte verleiht.

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