Die Tanzbühne der Hölle lädt ein, denn Quehenberger und Kern befeuern das diesige Parkett wieder mit einem Inferno aus Dunkelsynth und – was ist das eigentlich? Das funky-punky Endlosschlagzeug der menschlichen Drum Machine Kern erhärtet den Verdacht, es handele sich um eine zeitgemäße Variante von Krautrock, düsterer, schneller, ebenso vertrippt wie die historischen Vorgänger, aber ohne Hippie-Attitüde. Statt zu sitzen und andächtig zu lauschen, ist man angehalten, es den Musikern gleichzutun: den Körper in Bewegung halten, schwitzen und mit Hilfe der Hypno-Sounds sich dem Äther hingeben. So legen es auch die abnormalen Live-Konzerte des Duos nahe. Was die Geschichte so gut macht: Der gefühlte Psychedelic-Anteil kommt ganz ohne Esoterik aus, im Gegenteil, existenzialistisch mutet die Musik an, mit dem nötigen Humor, damit das Ganze auch Spaß macht. Auf der Platte »Ha Ha Ha« bestreiten Didi Kern und Philipp Quehenberger einen ähnlichen Weg wie zuvor mit ihrer Veröffentlichung »Linz«, die im Vergleich straighter war. Auf »Ha Ha Ha« erlauben sie sich mehr Experimente, auch mal langsamere Tempi und die Beisteuerung von Cello durch den Künstler Noid und Extra-Gesynthe von Christian Fennesz auf dem einen oder anderen Track. Höhepunkt: »What about Tomorrow?«, Wahnsinnsnummer, schnell, hart, bemalt mit Fennesz-Flächen und heftigem Rave-Charme. Carpe monstrum‽
Didi Kern & Philip Quehenberger
»Ha Ha Ha«
Siluh Records
Text
Lutz Vössing
Veröffentlichung
29.04.2019
Schlagwörter
Didi Kern
Philipp Quehenberger
Siluh Records
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