»Leider geil«, muss ich da jetzt hinschreiben. Eigentlich wollte ich mein Rezensentenzeug schon an den akustischen Nagel hängen und eine kurze Pause machen. Aber dann flatterte die neueste CD der Wiener JazzWerkstatt herein, und ja, diese »Dekadenz« muss einfach mit reichlich Lob überhäuft werden. Das Ensemble Studio Dan wurde 2005 im Rahmen der ersten Wiener JazzWerkstatt von Daniel Riegler gegründet. »Dekadenz« präsentiert eine Auswahl aus dem 2001 uraufgeführten Programm »The Big Gruntz!«, basierend vor allem auf Kompositionen von Riegler und Clemens Wenger (etwa einem Auszug aus Wengers Oper »Der unbezwingbare Simson«). Diese Kurzzusammenfassung verrät schon viel von den vorliegenden Qualitäten. Zum einen verknüpfen sich hier Komposition und frei tönendes Kammerkonzert, zum anderen kommen der Witz, die Improvisation und auch die Elektronik nicht zu kurz. Besonders letztere wird erfreulich kreativ und erfrischend zum Einsatz gebracht. Aber es ist generell der schelmisch-experimentelle Umgang samt retrospektiver Liebe zum Detail, der diese »Dekadenz« zur wahren Hörfreude werden lässt. Das geflügelte Wort vom »Kopfkino« ist hier goldrichtig, so ein hübsch dichtes wie entspannt überbordendes Soundkaleidoskop findet sich in der Tat selten. Leider wirklich geil. Parallel dazu gibt es übrigens das Netzkunstprojekt www.dekadenz-cd.at; unbedingt reinschauen, reinhören, herumspielen.
Studio Dan
»Dekadenz«
Jazzwerkstatt Records
Unterstütze uns mit deiner Spende
skug ist ein unabhängiges Non-Profit-Magazin. Unterstütze unsere journalistische Arbeit mit einer Spende an den Empfänger: Verein zur Förderung von Subkultur, Verwendungszweck: skug Spende, IBAN: AT80 1100 0034 8351 7300, BIC: BKAUATWW, Bank Austria. Vielen Dank!