Ohne Umschweife beginnt »Ritual Diamonds« mit einer Saxofon-Idee, deren Charme man sich nicht entziehen kann. »Flamenco«, erstes Stück auf dem neuen Album des Bassisten und Komponisten Christopher Hale, besitzt bereits alles, was nun folgen soll: komplexes Schlagzeug und Percussion neben absolut warmem Bläsersound und vor allem: Melodien. »Ritual Diamonds« sprüht nur so vor Einfällen, die sich über die rhythmische Grundierung legen und allem den Anschein von absoluter Leichtigkeit geben. Dieser wohnt nichtsdestotrotz eine gewisse Melancholie inne, die man musikalisch in Nordeuropa verorten könnte – zu Unrecht. Das Aufeinandertreffen mit Woo Minyoung in Südkorea entfachte seine Begeisterung auch für die Tradition ritueller koreanischer Trommelmusik. Vom Flamenco und Afro-Cuban kommend schaffen Hale und Woo eine zeitlose, mitreißende Fusion dieser so verschiedenen Elemente, die völlig ineinander aufgehen und ihre Ursprünge zeitweise nur mehr erahnen lassen. »Minor Diamonds« ist ein Beispiel für Hales fantastisches Songwriting. Die zum Teil todtraurigen Melodien werden in Zaum gehalten durch die total lebendige Percussion, die den Song bis zum Ende immer weiter intensiviert. Der letzte und titelgebende Track »Ritual Diamonds« ist dann der einzige, der dem entspricht, was der Titel zu versprechen scheint, nämlich eine ausführliche »rituelle Improvisation«. Das Album »Ritual Diamonds« ist nämlich vor allem einfach ein gut arrangiertes Zusammenspiel begabter Musiker*innen, das auf allen Ebenen begeistert und zum Wiederhören verdammt.
Christopher Hale
»Ritual Diamonds«
Earshift Music
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