Nach der famosen LP »The Happy Kids Play There Own Songs« legt Happy Kids-Gitarristin und Sängerin Ana Threat ein ebenso rumpelndes wie knarzendes Werk im 10?-Format vor. Allein für den Titelsong, einer Exotica-Perle in Form einer dampfenden Kokostrinkschale mit einer, selbst für legendäre Cocktail-Zaubertrankmischer wie Trader Vic (dem wir den »Mai Tai« verdanken) und Don the Beachcomber (der uns den hochprozentigen »Zombie« bescherte), unvorstellbaren Mixtur aus mit Scheuerpulver gespielter Twang-Gitarre plus skelettierter Rhythmusbox im Dschungelfieber-Endstadium, gebührt ihr der Goldlametta-Orden der »Legion des giftigen Efeus«. Dabei klingt sie wie eines jener Crazy-Mixed-Up-Wesen aus diversen unglaublich seltsamen B-Movies, die zwischen Exotica, Narcotica und Erotica diesmal auch den Faktor Neurotica ins Spiel bringen. Wobei überspannt in diesem Zusammenhang der ganz falsche Ausdruck wäre. Eher geht es lässig zur Sache, jedoch in (nicht nur auf die Gitarre bezogener) schlechter bis aufgekratzter, jedoch eher missmutiger Stimmung (zu wenig Schlaf, zu viel Speedpills vom LKW-Stand, zu unvorsichtig mit dem bei der Beatnik-Party von nebenan herumgereichten Substanzen und Rauchwaren). Schon auf ihrer vorherigen Veröffentlichung »Tug of War of Love« (Kill Mommy Records) erwies sich Ana Threat ja nicht nur als Kennerin des Genregebräus Exotica, Rockabilly, Surf, sondern auch als in die Geheimnisse dieser Musiken Eingeweihte. Sprich: Auch wenn das eine oder andere Liedchen in unseren Ohren heutzutage eher harmlos klingen mag, so macht das deren Doppeldeutigkeiten (kurz: Sex & Drugs, aber auch Kalter Krieg & ehemalige pazifische Schlachtfelder) keineswegs obsolet. Als Psychedelic, Punk, Acid avant la lettre gelesen, muss dabei zwangsläufig eine Musik rauskommen, die im Gegensatz zum Retro-Chic auch sehr genau weiß, was mit den geliebten Referenzen danach passiert ist, wo sie wieder aufgetaucht sind, zum Thema wurden. Aber was rede ich da? Ana Threat hat das alles ja eh schon im letzten skug bei der Sonderbeilage zum heurigen »Stop!Spot!«-Festival in Linz in ihrem Gastbeitrag schön formuliert: »Wir fordern und praktizieren im Umgang mit Gespenstern: Diebstahl, Befrechung, Imitation, ?bertreibung, Geschlechtsverkehr, Kannibalismus, Beatmesse (überkonfessionell).« Dem ist nur noch hinzuzufügen, dass die gespenstisch-psychotische Version des Gänsehaut-Easy Listening-Klassikers »Sleep Walk« leider nur via Internet zu hören ist.
Ana Threat
»Broken Heel Island«
Trash Rock Productions
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