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Nim Sofyan

»Agora«

Galileo/Lotus Records

Alp Bora ist in Istanbul aufgewachsen und hat dort türkische, griechische und weitere Lieder vom Balkan in sich aufgesogen. Besonders intim und nahe gehend kommen davon inspirierte Songs bzw. Traditionals in seinem Alp Bora Trio (CD »Amber« auf Extraplatte) zur Geltung. Alp Bora betreibt mit fünf Üsterreichern auch Nim Sofyan, wo die Stilrichtung weltmusikalischer und der innige Rahmen einer offeneren Bandinteraktion weicht. »Yüksek Yüksek Tepelere« etwa ist eine ausufernd schöne Interpretation eines Alltime-Evergreens auf türkischen Hochzeiten. Die Braut muss ihre Familie zurücklassen und Alp Bora trifft dazu mit dem Schmelz seiner samtenen Stimme einmal mehr den richtigen Ton.

Kompositionen von Bandkollegen wie »Daydreamer«, wo sich Sambarhythmen und Flöte guten Tag sagen, sind Geschmacksfrage. Persönlich ist mir in den Eigenkompositionen zu viel normales Weltmusikbemühen goes Jazz verpackt. Wenn es sich aber um ?berliefertes wie »Gökteki Yildizlari«, wo für einen Einsamen nur mehr die hässlichen Frauen im Dorf zum Heiraten übrig bleiben, handelt, dann bleibt zumindest das starke Songgerüst mit 5/8-Takt. In weiteren Durchläufen wachsen die Interpretationen alter Lieder noch weiter, etwa »Mangiko Mu«, ein Rembetiko-Song aus dem Smyrna (heute Izmir) der 1920er Jahre oder »Denizde Kararti Var«, ein Volkslied von der türkischen Schwarzmeerküste. Der Gitarrist/Sänger Alp Bora ist ein König des Schmachtens, wenn es um unglückliche Liebe oder Verlust geht. Seine Stimme ist ohnegleichen, ihr lauscht man hingerissen, doch ist es wohl im Sinne der Band, etwas zu brav den Weltmusikhörgewohnheiten der Westeuropäer gerecht zu werden. Der Albumtitel »Agora« (Griechisch für Markt) steht dafür und am Marktplatz Weltmusik hat die Band schon im Jahr 2004 den österreichischen Weltmusikpreis eingeheimst und tourte u. a. bereits durch Indien, England, Syrien, Taiwan.

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