»The Complete Works Volume Two«

Die Band, die aus den Spacemen 3, hervorgegangen ist, legt ein Jahr nach der ersten Rarities-Kompilation eine weitere Werkschau vor. Und die enthält alles, was wir in den letzten Jahren an Spiritualized zu schätzen gelernt haben: 26 Stücke zwischen Kitsch, Pathos und Schönheit, insbesondere bei Instrumentalstücken wie »Anything More«. Die Streicher überbieten einander ständig mit noch etwas mehr Schwülstigkeit. Spiritualized zeigen, dass die Grenzen zwischen Klassik und Pop mühelos übersprungen werden können, weil sie nur von schmalzgetränkten Wattebäuschen markiert werden. Einige rare Live-Track (»Do It All Over Again«) und sogar eine monumentale Coverversion des Traditionals »Amazing Grace« ist dabei.
Spiritualized ist auch um die große Geste nie verlegen: »Nothing hurts you like the pain of someone you love«, singt der Egomane und Mastermind Jason Pierce. Vielleicht deutet »Stop Your Crying« an, dass Mitgefühl keine leere Phrase sein muss. »Come on baby stop your crying«, singt der Chor, während Gitarren und Streicher einander zum crescendo antreiben.
Insgesamt geht das alles wie Honig runter und lässt vermuten, dass es am Ende des Regenbogens – oder sonst wo – doch eine heile Welt gibt. Eine großartige Band, deren Musik einen so flauschig umhüllt wie ein Angora-Pulli aus der Fernsehwerbung. Schön weich ist das und ein bisschen Gänsehaut gehört auch dazu. Die Welt ist voller Watte.