Vielleicht am Auffälligsten für den ersten Moment ist Sänger John Bramwell. Seine Stimme ist der erste Ankerpunkt, als I Am Kloot die Bühne betreten. Diese Stimme kann mit ihrer leichtfüßigen Melancholie und dem schwer fassbaren Grad an Ironie die wichtigsten Akzente setzen, für einen Abend in einer ausverkauften Szene Wien. I Am Kloot sind Songwriter, die selten Sticks, öfter Besen verwenden, Songwriter, die den Weg »zurück« nicht suchen (»There’s no direction home!«), Songwriter, die das Schrammeln aufgegeben haben, um im Niemandsland des »Morning Rain« ihre Songs zu suchen. Dabei haben sie den Bass immer etwas leiser gedreht als die anderen, und Bramwells Gitarrenspiel erinnert nicht selten an jenes Howe Gelbs.
Aber vielleicht am Erstaunlichsten ist tatsächlich, dass bei I Am Kloot kein großer Schwindel vermutet werden kann, weil es kein großes Konzept dahinter gibt, keine Idee, die enttäuscht werden könnte, kein selbst-auferlegter Druck, den oder den Willen durchsetzen zu müssen. I Am Kloot halten einzig und allein die Idee des »Songs« aufrecht, und die ist ungefähr dreihundertmal älter als alle Bandmitglieder zusammen. Und bei so einem großen Altersunterschied merkt man ihnen den Respekt schon an, im positivsten Sinne. So unüberladen wie I Am Kloot Popsongs zu schreiben, ist weder leicht, noch selbstverständlich. In Wirklichkeit ist es vielleicht der schönste, eleganteste und befreiendste Versuch, den Song zu finden, der ohne Etikettenschwindel und Belanglosigkeit einfach nur Song, und somit Wunderwerk ist. Nicht selten gelingt I Am Kloot dieses Kunstsück. Und das ist bedeutend mehr, als viele andere britische »Songwriterlegenden« von sich behaupten können.