Mit Klavier, Geige und Fagott (Jesus!) beginnt ein traurig Lied, hoch erklingt zart eine Jungenstimme … Gute Güte, ist das hier etwa Patrick Wolf? Ah, nein, No Kids kommen aus Vancouver und sind relativ unberührt von jeglichem Wunderkind-Hype. Unterbrochene Songstruktur, Chorgesang und Einsatz allerlei Flöten erinnern eher an Architecture in Helsinki, allerdings ist das Trio Julia Chirka, Justin Kellam und Sänger Nick Krgovich mulitinstrumentell hochversiert und zeigt was es kann: smooth komponieren, Broadway Musicals umsetzen, locker flockig swingen, R’n’B anklingen lassen und leise zärtelnd stimmig sein. Sowie perfekte Bläsersätze komponieren. Nur, hart aber wahr, das Saxophon belegt seit den 1980ern Platz eins in der Liste der tendenziell unhörbaren Instrumente, und hat, aber echt, auch im fröhlichen Jazzpop bitte nix verloren. Überhaupt fehlt es den eindeutig Erwachsenen an Charme und so was wie spürbarer Freude am Tun. Das ist nicht weiter schlimm, denn »Come Into My House« bleibt lieber im Hintergrund. Hervorragend geeignet also zum Frühstücksbrunch im schlichten Designercafé unter Katerbedingungen, wo nichts lauter sein darf als das Geräusch des Buttermessers, das zart über die Semmel streicht. Oder im einen oder anderen Lift. Im Haus mit dem Büro »Belanglos« im vierten Stock.
No Kids
»Come Into My House«
Tomlab
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